Donnerstag, 25. April 2024
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‚Familienfreundlich‘: Online-Videothek Maxdome löscht Queer-Kategorie

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Die deutsche Online-Videothek Maxdome verzichtet auf eines ihrer Alleinstellungsmerkmale: Um „familienfreundlicher“ zu werden, entfernt die Seite die Kategorie „Queer“ und wirft die meisten Filme dieser Kategorie aus dem Programm. Das berichtet unter anderem die Online-Ausgabe des Schwulenmagazins blu.fm.

Queer-Kategorie wurde ohne Vorwarnung gelöscht

Ohne die Kunden zuvor zu informieren, hat Maxdome die Kategorie Anfang April gelöscht. Die meisten Filme wurden gleichzeitig ebenfalls entfernt. So gibt es unter dem Stichwort „Queer“ derzeit noch zehn Filme, darunter etwa „Brokeback Mountain“. Vor wenigen Wochen gab es unter diesem Stichwort noch mehr als 400 Titel zu finden.

Offiziell handelt es sich um eine alltägliche Optimierung des Portfolios: Filme, die nicht nachgefragt werden, fliegen aus dem Katalog, Rubriken werden neu organisiert, damit die Seite übersichtlich bleibt. Doch die Aussagen eines der Lizenzinhabers lassen an dieser Darstellung zweifeln.

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Störten die Filme bei der Ausrichtung zum Familien-Portal?

„Man möchte sein Programm mehr oder ausschließlich auf Familien ausrichten“, erinnert sich Axel Schmidt, Geschäftsführer von „pro-fun Media“, im Gespräch mit blu.fm an die entsprechende Mitteilung von Maxdome, das zum ProSiebenSat.1-Konzern gehört. Dass die Filme, die pro-fun vertreibt, nicht mehr Teil des Portfolios sind, erfuhr Schmidt vier Tage vorher.

Offiziell weist ProSiebenSat.1 das zurück: „Die Änderungen unseres Contents erfolgten im Rahmen unseres regulären und laufenden Portfoliomanagements, zu dem wir keine Details nennen können“, so Konzernsprecher Matthias Bohling gegenüber blu.fm – eine Anfrage von GGG.at gegenüber Maxdome Österreich blieb bis zur Stunde unbeantwortet.

Maxdome werde „derzeit einer grundsätzlichen Neuausrichtung unterzogen“, so Bohling weiter. „Es ist sehr wohl denkbar, dass maxdome in Kürze wieder deutlich mehr Filme mit schwul-lesbischem Inhalt hat“, versucht er, die schwul-lesbische Klientel zu beruhigen.

Queer Cinema war bei Maxdome sehr beliebt

Denn auch bei Maxdome weiß man: Queer Cinema ist bei den Kunden der Online-Videothek beliebt. „Es lief sogar sehr erfolgreich mit durchaus nennenswerten Zuwachsraten. Insofern hat uns die Kündigung sehr überrascht.“, erinnert sich pro-fun-Chef Schmidt.

Das zeigen auch die Reaktionen auf Facebook: Wütende Kunden teilen Maxdome mit, dass sie ihr Abo kündigen. „Wenn ihr in ein paar Jahren wegen Netflix und Amazon Instant Video die Segel streicht, werde ich euch keine Träne nachweinen. Wer Kunden auf diese Weise mit Füßen tritt und ‚aussortiert‘, hat es nicht besser verdient“, schreibt einer von ihnen.

Überlässt Maxdome ein lohnendes Feld grundlos der Konkurrenz?

Und es wird langsam, aber sicher eng für den deutschen Videodienst: Einer Erhebung des Beratungsunternehmens Goldmedia aus dem letzten Jahr hat Amazon Prime Instant Video in Deutschland bereits einen dreimal so hohen Marktanteil wie Maxdome, Netflix ist der ProSiebenSat.1-Tochter auf den Fersen und betreibt aggressive Werbung.

Netflix und Amazon Instant Video sind zwar mit ihrem Programm auch im deutschsprachigen Raum sehr LGBT-freundlich. Das beweisen Eigenproduktionen wie „Transparent“, „Orange is the new Black“ oder „Grace and Frankie“. Eine eigene Kategorie für Queer Cinema haben beide derzeit nicht. Dabei scheint es auch zu bleiben: „Weder AmazonPrime noch Netflix planen zurzeit die Lizenzierung queerer Inhalte“, verrät Axel Schmidt.

Doch das muss nicht so bleiben: In den USA hat Netflix bereits eine gut gefüllte Queer-Rubrik mit einigen hundert Filmen. Warum Maxdome diesen Markt ohne Not aufgibt und der Konkurrenz überlässt, ist nur sehr schwer nachzuvollziehen.

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