Samstag, 20. April 2024
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Berlin: Schwuler Abgeordneter zieht für die AfD ins Landesparlament

Frank-Christan Hansel ist auch Schatzmeister der Berliner Rechtspopulisten

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Nach der Landtagswahl in Berlin zieht auch die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland“ mit 25 Mandaten in das Berliner Abgeordnetenhaus ein. Auf Platz vier der Landesliste und damit im Parlament der deutschen Bundeshauptstadt ist mit Frank-Christan Hansel ein offen schwuler Parteifunktionär.

Als Bundesgeschäftsführer geschasst

Hansel ist seit der Gründung im April 2013 Schatzmeister der Berliner AfD. Bei den Rechtspopulisten war der gebürtige Münchner von Oktober 2013 bis November 2014 Bundesgeschäftsführer, aus dieser Position wurde er vom Bundesvorstand entlassen. Wie die „Frankfurter Allgemeine“ berichtete, soll er unter anderem wegen eines Formfehlers die Zulassung der Partei zur Europawahl gefährdet haben.

Doch nach dem Ende seiner Arbeit für den Bundesvorstand fingen Hansel andere Parteikollegen auf: Nach dem Einzug der AfD in den Brandenburger Landtag wurde er Geschäftsführer der Fraktion in Potsdam.

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Innerhalb der Partei gilt er als Vertreter des liberalen Flügels. So lehnt er unter anderem das Kopftuchverbot für Schülerinnen und Studentinnen ab. Auch eine Abschaffung des Mindestlohns, wie von der AfD gefordert, sieht er kritisch. Das hindert ihn nicht daran, auf seiner Facebook-Seite auch Beiträge der umstrittenen rechten Postille „Junge Freiheit“ zu teilen. Aufgrund seiner politischen Erfahrung könnte er nun Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD im Berliner Abgeordnetenhaus werden.

Zuvor war er bei der SPD und bei der Treuhandanstalt

Die AfD ist nicht die erste Partei, in der sich Frank-Christan Hansel engagiert. Von 1990 bis 1995 war er Mitglied der SPD. Während der Wendezeit war er Büroleiter beim Chef der Magistratskanzlei im damals Ost-Berliner Roten Rathaus. Von 1991 bis 2002 Treuhandanstalt Berlin, die wegen ihrer Privatisierungen vor allem bei ostdeutschen Bürgern nicht besonders beliebt ist.

Das berufliche Leben des 52-Jährigen ist ähnlich schillernd: Parallel zu seiner Tätigkeit bei der Treuhandanstalt beriet er mit seinen Unternehmensberatungen deutsche Unternehmen in Kuba und Lateinamerika. Ab 2002 war er auch Deutschland-Geschäftsführer einer spanischen Immobilienfirma.

Mit Homo-Themen ins AfD-Fettnäpfchen

In der Berliner AfD sorgte Frank-Christan Hansel durch seine Homosexualität für einen kleinen Eklat: Im Jahr 2013 sammelte er auf dem schwul-lesbischen Motzstraßenfest Unterschriften für eine Zulassung der Rechtspopulisten bei der Bundestagswahl. Dabei stellte sich die Partei als Vorkämpferin der Ehe für schwule und lesbische Paare dar.

„Die Alternative für Deutschland steht ohne Vorbehalte zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur steuerlichen Gleichstellung von Ehen hetero- und homosexueller Paare“, betonte damals Christian Schmidt, stellvertretender Sprecher der Berliner AfD in einer Pressemitteilung. Hansel ergänzte: Es komme „in einer modernen und toleranten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts“ darauf an, „jene Menschen staatlicherseits zu würdigen, die im Leben füreinander Verantwortung übernehmen“.

Partei distanzierte sich von Hansels Presseaussendung

Innerhalb der restlichen Partei sorgten diese Aussagen für Irritationen: Wenig später distanzierte sich der AfD-Vorstand von der Pressemitteilung. „Die steuerliche Gleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ist ein politischer Nebenkriegsschauplatz und darf nicht en passant zu einer faktischen Entwertung der durch das Grundgesetz geschützten Ehe führen“, hieß es dort.

Zu LGBT-Themen äußert sich Hansel seitdem zurückhaltend. Außer, wenn es um die Pläne von SPD-Justizminister Heiko Maas geht, wegen ihrer sexuellen Orientierung verurteilte Homosexuelle zu rehabilitieren. Dieses Vorhaben findet er „durchaus angemessen“.

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