Donnerstag, 28. März 2024
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Evangelische Kirche in Sachsen öffnet sich für schwul-lesbische Segnungen

Leichte Zugeständnisse an homosexuellen Paaren, um innerkirchlichen Druck abzuschwächen

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Auch die evangelische Kirche in Sachsen will die Segnung schwuler und lesbischer Paare erlauben. Das hat die Leitung der Landeskirche am Montag in Dresden beschlossen. Demnach sollen sich ab nächstem Jahr Paare in einer Lebenspartnerschaft „im Einzelfall“ im Gottesdienst segnen lassen können. Allerdings können Pastoren die Segnung ablehnen. Auch der zuständige Kirchenvorstand muss zuvor befragt werden.

Geringe Zugeständnisse an liberalen Flügel

Genaue Details, wie diese Segnungen liturgisch aussehen sollen, hat eine sechsköpfige Arbeitsgruppe erarbeitet. In der entsprechenden Handreichung wird darauf aufmerksam gemacht, dass es „gesamtkirchlichen Konsens hinsichtlich der Segnung eingetragener Partnerschaften als öffentlicher Kasualhandlung“ gebe. Die Entscheidung, ob schwule und lesbische Paare gesegnet werden, liege also bei den Pfarrern.

Auf keinen Fall entsprechen die Segnungen nach Ansicht der sächsischen Protestanten einer Trauung. Vielmehr sollen Paare in einer Lebenspartnerschaft damit „ihren Willen zum Ausdruck bringen, eine Partnerschaft in Verlässlichkeit, in verbindlicher Treue und Verantwortung füreinander zu begründen“, heißt es in der offiziellen Handreichung.

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Damit erlauben ab kommendem Jahr 19 der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland die Segnung homosexueller Paare. Lediglich die württembergische Landeskirche verweigert Schwulen und Lesben in einer Lebenspartnerschaft weiterhin Gottes Segen.

LSVD Sachsen lobt vorsichtige Öffnung

Verhaltenes Lob für die Entscheidung der sächsischen Protestanten kommt aus der Community: „Auch die eingeschränkte Öffnung der Segnungs-Gottesdienste für Lesben und Schwule ist ein erster wichtiger Schritt zu mehr Akzeptanz in sächsischen Kirchen – allerdings bleibt noch einiges zu tun“, erklären Tom Haus, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) Sachsen und Henny Engels, Sprecherin des LSVD-Bundesverbands.

So kritisiert der LSVD, dass Segnungen nur im Einzelfall möglich und vom guten Willen des Pfarrers und des Kirchenvorstandes abhängig sind. Denn während auf dem Gebiet der Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, zu dem auch Teile Sachsens gehören, Traugottesdienste für Lesben und Schwule möglich sind, bleibe es im restlichen Sachsen „bei einem Türspalt“: „Wir appellieren deshalb an die Kirchleitung und auch an die Landessynode in Sachsen das Ziel, eine Trauung für alle Partnerschaften zu haben, unabhängig davon, ob sie lesbisch, schwul oder heterosexuell sein mögen, nicht aus den Augen verlieren.“

Einige Pfarrer wollen die Kirche in Sachsen öffnen

Doch auch die Öffnung in Sachsen geschah nicht aus reiner Menschenliebe. So gab es innerhalb der Kirche einigen Druck, auf gleichgeschlechtliche Paare zuzugehen. Im Mai haben einige sächsische Pfarrer das „Forum für Gemeinschaft und Theologie“ gegründet, das auch Diskriminierungen gegenüber Lesben und Schwulen in der sächsischen Landeskirche abbauen möchte.

„Die sächsische Landeskirche wirkt in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend isoliert und regressiv“, sagte der Leipziger Pfarrer Christoph Maier als Sprecher der Intitaive damals. Deshalb wolle man „ein klares und lautes Zeichen setzen für eine aufklärende Theologie, für Offenheit und Vielfalt unserer Kirche und gegen Diskriminierung, zum Beispiel von gleichgeschlechtlich liebenden Pfarrerinnen und Pfarrern“.

Landesbischof Carsten Rentzig dürfte über die innerkirchlichen Bewegungen unterdessen nicht besonders erfreut sein. So hat er im August 2015 kurz vor seiner Amtseinführung klar gemacht, dass „gelebte Homosexualität“ seiner Meinung nach pauschal nicht dem Willen Gottes entspreche. „Diese Aussagen der Bibel machen es mir persönlich schwer, jemandem zu raten, dass er seine Homosexualität leben solle“, erklärte er der Tageszeitung „Die Welt“.

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