Freitag, 19. April 2024
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St. Petersburg: Pride-Demo konnte ohne größere Probleme stattfinden

Nach der Veranstaltung wurde eine Teilnehmerin verhaftet, nationalistische Jugendliche sprühten Pfefferspray auf die Teilnehmer

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In St. Petersburg haben am Samstag etwa hundert Menschen eine weitgehend friedliche Pride abgehalten. Damit war es die größte derartige Veranstaltung in der russischen Millionenstadt seit 2010. Die Veranstaltung fand auf dem Marsfeld statt, nachdem andere Veranstaltungsorte von den Behörden abgelehnt wurden. Dort gibt es eine Zone für freie Meinungsäußerung.

Genehmigung für die Kundgebung wurde erst in letzter Minute erteilt

Die Kundgebung war in dieser Form erst am Freitag genehmigt worden. Andere Veranstaltungsorte haben die Behörden abgelehnt – unter Verweis auf eine andere Kundgebung zu Ehren von Weltkriegsveteranen, die nur von fünf Personen besucht wurde, Baustellen oder das international umstrittene Gesetz gegen „Homo-Propaganda“. Die Veranstalter klagten am Freitag gegen die Ablehnungen. Bei Verhandlungen ergab sich schließlich doch die Gelegenheit, das Marsfeld zu nutzen.

Dort konnten die Teilnehmer ihr Programm ohne Störungen absolvieren. Sie entrollten unter anderem eine große Regenbogenflagge. In ihren Reden gegen sie unter anderem auf die Situation sexueller Minderheiten in der Stadt und die Verfolgung schwuler Männer in Tschetschenien ein.

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Keine Störungen während der Veranstaltung, aber Probleme nach dem offiziellen Ende

Während der Veranstaltung gab es keine Probleme mit den Behörden oder Gegendemonstranten. Lediglich einige Aktivisten der „Nationalen Befreiungsbewegung“ versuchten, durch Zwischenrufe zu stören. Eine Gruppe nationalistischer Jugendlicher wurde von der Polizei nicht zur Veranstaltung vorgelassen.

Erst nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung kam es zu Schwierigkeiten: So verhaftete die Polizei die Teilnehmerin, die ein Schild mit dem Text „Ich liebe meine Frau hochhielt. Sie wurde heute einem Richter vorgeführt. Ihr werden Widerstand gegen die Staatsgewalt und Verstöße gegen das Versammlungsrecht vorgeworfen. Ihr drohen dafür bis zu zehn Tage Gefängnis.

Nationalistische Jugendliche sprühten nach der Kundgebung Tränengas auf die Teilnehmer

Weiters weigerten sich die Beamten Berichten zufolge, die Teilnehmer des St. Petersburg Pride nach dem Abschluss zur Metro zu begleiten – was problematisch war: Denn die nationalistischen Jugendlichen, die daran gehindert wurden, zur Veranstaltung vorzudringen, warteten davor: Sie attackierten mehrere Teilnehmer der Pride und sie begleitende Journalisten mit Pfefferspray aus Sprühpistolen. Aufnahmen des Angriffs verbreiteten sich schnell in den Sozialen Netzwerken.

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Bei dem Angriff wurden mindestens fünf Personen verletzt. Eine Frau traf der Pfefferspray direkt in die Augen. Sie wurden schnell von Sanitätern ins Krankenhaus gebracht.

Im Gegensatz zu Moskau, wo LGBT-Demonstrationen praktisch immer verboten werden, konnten in St. Petersburg in den letzten Jahren immer wieder derartige Veranstaltungen stattfinden. Allerdings kam es dabei häufig zu Festnahmen und Gewalt gegen die Teilnehmer.

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