Freitag, 19. April 2024
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Finnland: 21-jähriger Transmann kämpft gegen Zwangssterilisation

Als einziges nordisches Land ist in Finnland diese Operation Voraussetzung für eine amtliche Geschlechtsanpassung

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Der 21-jährige Sakris Kupila aus Finnland ist ein Mann. Weil er aber im Körper einer Frau geboren wurde, muss er sich nach finnischem Recht zuerst sterilisieren lassen, bevor er auch amtlich als Mann anerkannt wird. Dagegen kämpft der Medizinstudent jetzt.

Schon früh wird Sakris Kupila klar, warum er anders ist

Im Alter von 16 Jahren wird Kupila klar, was an ihm anders ist. Ein Outing als Trans-Mann kommt für ihn aber nicht in Frage, während er noch zur Schule geht und bei seinen Eltern lebt, in einem kleinen Dorf im Südwesten Finnlands. „Weil ich anders aussah und eine andere Ausstrahlung hatte als meine Mitschüler, wurde ich bedroht“, erinnert er sich heute gegenüber dem Standard.

Zwei Jahre später kommt es vor den Eltern schließlich zum Outing. „Zum Schluss bat ich sie nur um eines: Respekt mir gegenüber. Nicht mehr und nicht weniger“, erinnert sich Kupila.

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Der Weg zu einer amtlichen Geschlechtsanpassung ist in Finnland hart und steinig

Dieser Respekt bleibt ihm vom finnischen Staat allerdings verwehrt. Denn eine amtliche Geschlechtsanpassung ist in Finnland ein harter Weg: Jede Transperson muss zwei unabhängige psychiatrische Gutachten vorweisen. Auch muss nachgewiesen werden, dass man bereits ein Jahr in seinem gefühlten Geschlecht gelebt hat.

Und: Man braucht eine geschlechtsanpassende Operation. Finnland setzt dabei, genau wie zehn weitere EU-Staaten oder die Schweiz, die Sterilisation von Transpersonen für eine amtliche Änderung der Geschlechtsbezeichnung voraus. Es ist das letzte Land in Nordeuropa, in dem diese Regelung noch in Kraft ist.

Doch das möchte Sakris Kupila nicht. Ihm waren die Selbstbestimmung über seinen Körper und die Möglichkeit, künftig vielleicht Kinder bekommen zu können, wichtiger als ein männlicher Vorname im Ausweis. Auch, wenn ihm die derzeitige Situation – ein Leben als Mann, aber in Ausweisen eine Frau – immer wieder Probleme bereitet.

Die finnischen Gesetze für Trans-Personen sorgen für internationale Kritik

Kein Wunder, dass diese Regelung auch international für Kritik sorgt. So hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) im April festgestellt, dass diese Regelung gegen die Menschenrechte verstößt. Und auch der UNHRC hat Finnland im Mai dieses Jahres unter anderem wegen seiner Politik gegenüber Trans-Personen gerügt.

Dabei ist es nicht so, dass finnische Politiker die derzeitige Situation nicht ändern wollen. Eine entsprechende Gesetzesnovelle, in Finnland Transact genannt, wurde bereits 2016 von der Linksabgeordneten Sylvia Modig eingebracht und von 85 Abgeordneten unterstützt.

Ein besseres Gesetz für Trans-Personen findet im Parlament nicht die notwendigen Mehrheiten

Doch im Oktober ist der Transact vorerst gescheitert: Der Entwurf schaffte es knapp nicht zu einer Anhörung im Ausschuss für Gesundheit und Soziales, berichtet der finnische Sender YLE. „Einige Politiker verwenden das Gesetz als politische Waffe“, ärgert sich Sakris Kupila: „Sie drohen die Regierung zu sprengen, wenn der Transact in Kraft tritt.“

Dabei sei der Transact dem 21-Jährigen zufolge ein kostengünstiges und einfach zu implementierendes Gesetz, das Transpersonen die Achtung ihrer Menschenrechte garantieren würde. Sein Recht einklagen will Kupila aber noch nicht. Zu langwierig und anstrengend sei solch ein Verfahren. Vielmehr setzt er auf öffentliche Aufmerksamkeit und auf internationalen Druck auf die Regierung. Unterstützt wird er dabei von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

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