Donnerstag, 28. März 2024
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Schwules Ehepaar verlässt Russland

Aus Sorge um ihre Sicherheit verbringt das Paar nun einige Zeit im Ausland

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Pavel Stotsko und Eugene Wojciechowski, die ihre gleichgeschlechtliche Ehe zunächst auch in Russland eintragen konnten, haben aus Sorge um ihre Sicherheit das Land verlassen. Das berichtet das russische LGBT-Network.

Die Ehe wurde zunächst anerkannt, dann ruderte der Staat zurück

Binnenpässe des Ehepaares
Pavel Stotsko/Facebook

Das Paar war international in den Medien, weil sie ihre in Kopenhagen geschlossene Ehe zunächst ohne Probleme auch in Russland anerkennen lassen konnten. Das zuständige Bürgerbüro hat ihnen die entsprechende Bestätigung in ihren Binnenpässen ohne Probleme ausgestellt.

Als diese Anerkennung letzten Donnerstag öffentlich wurde, reagierte der russische Staat zunächst irritiert. Offenbar hatte das Paar eine Gesetzeslücke gefunden – denn das gleiche Geschlecht der Ehepartner gilt nicht als Ausschlussgrund im Ausland geschlossener Ehen.

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Das Paar sollte wegen „vorsätzlicher Beschädigung von Reisepässen“ bestraft werden

Am Freitag erklärte das Innenministerium dann, dass es die Binnenpässe des Paares für ungültig erklärt und die Ehebestätigung annulliert hatte. Die verantwortlichen Beamten des Bürgerbüros seien entlassen worden. Die Männer wurden wegen „vorsätzlicher Beschädigung von Reisepässen“ angezeigt. Die Höchststrafe für diese Ordnungswidrigkeit liegt bei 300 Rubel, umgerechnet etwa vier Euro.

Am Samstag belagerten Polizeibeamte die Wohnung des Paares. Sie verlangten Zutritt, um ihnen die Pässe abnehmen zu können und sie auf eine Polizeiwache vorladen zu können. Dabei war ihnen auch der Strom und das Internet abgestellt worden, um den Druck auf die beiden zu erhöhen. Ihnen wurde auch eine Festnahme wegen Widerstandes gegen Polizeibeamte angedroht. Freunden des Paares wurde der Zutritt zur Wohnung verwehrt.

Ein Anwalt des LGBT-Network konnte die Situation entspannen

Die beiden Männer verweigerten aber den Beamten konsequent den Einlass in ihre Wohnung und bestanden auf die Anwesenheit eines Anwalts. Der herbeigerufene Jurist des LGBT-Network konnte dann die Situation entspannen.

In Verhandlungen mit dem stellvertretenden Polizeichef von Moskau wurde vereinbart, dass das Paar die Pässe abgibt. Das Verfahren wegen „vorsätzlicher Beschädigung von Reisepässen“ wurde eingestellt. Die nach Meinung des LGBT-Network illegale Einziehung der Pässe wurde quittiert, die Verhandlungen auf Video aufgezeichnet.

Aus Sicherheitsgründen hat das Paar jetzt Russland verlassen

Und obwohl das schwule Paar handfeste Drohungen erhalten hatte, wollte die Moskauer Polizei nicht für die Sicherheit der beiden garantieren, kritisierte die Bürgerrechtsorganisation. In einem Radiointerview erklärte Igor Koschetkow vom LGBT-Network, das habe zu der Entscheidung des Paares, das Land zu verlassen, beigetragen.

In einer Stellungnahme erklärte der Verband, Stotsko und Wojciechowski hätten sich aufgrund „der illegalen Handlungen und des Drucks“ durch die Behörden zu dem Schritt gezwungen gesehen. Für sie basierten die „absurden Handlungen“ nicht auf dem russischen Recht, sondern „auf der persönlichen Meinung von Politikern und Beamten über die Nicht-Zulässigkeit gleichgeschlechtlicher Ehen in Russland“.

„Diese Entwicklung der Ereignisse war nicht geplant und nur die Bedrohung der Freiheit und Sicherheit von Pawel und Eugen haben zu ihrer Abreise geführt“, heißt es seitens des LGBT-Networks weiter. Ob das Paar nur ein paar Tage ins Ausland gereist ist, bis sich die Wogen geglättet haben, oder einen Asylantrag stellen wird, ließ der Verband offen.

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