Freitag, 19. April 2024
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Ägypten: Veranstalter eines „Konzerts für Homosexuelle“ verhaftet

Repressionen des Staates gegen die LGBT-Community gehen weiter

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in Ägypten hält die Welle der Repressionen gegen die LGBT-Community weiter an: Wie das Portal Egypt Independent berichtet, soll ein Student festgenommen worden sein, der ein Konzert „für Homosexuelle“ organisiert haben soll.

Vor der Veranstaltung wurden Organisator und Vermieter festgenommen

Das Konzert hätte am 10. Februar in Kerdasa statt, einer Stadt in der Provinz Gizeh in der Nähe der Hauptstadt Kairo, stattfinden sollen. Doch wenige Stunden zuvor wurde der Student, der auch als Konzertveranstalter arbeitet, von der Polizei wegen Verbreitung von Unzucht vorübergehend festgenommen. Auch der Besitzer des Grundstücks, auf dem das Konzert stattgefunden hat, soll verhaftet worden sein.

Sowohl der Veranstalter als auch der Vermieter wurden von der Polizei verhört. Anschließend wurden sie freigelassen und wegen der Verbreitung von Unzucht und der nicht genehmigten Veranstaltung eines  Konzerts angezeigt.

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Seit September 2017 verstärken die Behörden die Jagd auf sexuelle Minderheiten

Die ägyptischen Behörden gehen seit einiger Zeit verstärkt gegen die LGBT-Community vor. Einer der Höhepunkte war im September 2017 eine Verhaftungswelle nach einem Konzert der libanesischen Indie-Rockband Mashrou‘ Leila in Kairo. Mehr als zehn Besucher wurden festgenommen, weil sie eine Regenbogenflagge geschwenkt haben sollen. Die Band mit ihrem offen schwulen Sänger Hamed Sinno bekam ein Auftrittsverbot für Ägypten.

Seitdem hat die Polizei mehr als 85 Lesben, Schwule, Bisexuelle oder Transgender festgenommen.

Ein Gesetz sollte Homosexualität und ihre Symbole verbieten

Im Oktober hat der Abgeordnete Riyad Abdel Sattar einen Gesetzesentwurf eingereicht, dem zufolge einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher Sex mit Haftstrafen zwischen einem und drei Jahren bestraft werden soll. Die gleiche Strafe gäbe es dem Entwurf zufolge für die „Anstiftung“ von homosexuellen Beziehungen – wer in einer lebt, dem würden bis zu fünf Jahre Haft drohen.

Auch sollte es verboten werden, „irgendwelche Zeichen oder Codes für Homosexuelle zu tragen, wie es auch verboten ist, sie herzustellen, zu verkaufen, zu vermarkten oder zu bewerben“. Das Tragen einer Regenbogenflagge könnte dann ebenfalls mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.

Medien dürften in Ägypten nicht mehr positiv über Homosexualität berichten

Außerdem hat die oberste Medienbehörde Ägyptens letztes Jahr eine Weisung erteilt, die es allen Medien des Landes verbietet, die LGBT-Community zu unterstützen. Im Dezember hat das Bildungsministerium ein Schulbuch verboten, das „Homosexualität im Lehrplan“ verbreite: Eine Illustration zeigte zwei Männer und zwei Frauen als Regenbogeneltern.

Homosexualität ist in Ägypten eigentlich nicht illegal. Allerdings werden seit Ende der 1990er-Jahre zwei alte Gesetze gegen sexuelle Minderheiten angewandt: Ein 1950 verabschiedetes Gesetz gegen Prostitution und ein Gesetz gegen die Verbreitung von Unzucht, das aus dem Jahr 1961 stammt.

Die Polizei macht gezielt Jagd auf Männer in Dating-Apps

So wurden in letzter Zeit schwule und bisexuelle Männer von der Polizei wegen „Online-Verbreitung von Unzucht“ verhaftet, weil sie ihre Bilder in Dating-Apps teilen. Mit dem härter gewordenen Vorgehen gegen Lesben und Schwule möchte die ägyptische Militärregierung der Bevölkerung zeigen, dass sie – wie die entmachteten Moslembrüder – ebenfalls in der Lage ist, konservative Werte zu verteidigen.

Die bislang größte Polizeiaktion gegen die LGBT-Community fand im Jahr 2001 in Kairo statt: Bei einer Razzia auf dem Queen Boat, einem schwulenfreundlichen Club in einem Boot auf dem Nil, wurden 52 Männer festgenommen.

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