Freitag, 29. März 2024
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[Video] Russland: Homophober Werbespot ruft zur Präsidentenwahl auf

Die Botschaft des Filmchens: Wer nicht zur Wahl geht, bekommt einen obdachlosen Schwulen in die Wohnung

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Wer nicht wählt, kann auch nicht mitbestimmen: Dieses demokratische Grundprinzip zeigt ein dreiminütiges Video aus Russland, das zur Teilnahme an der Präsidentschaftswahl am 18. März aufrufen will. Dabei spielt es bewusst mit homophoben Klischees.

In dem Clip geht ein russischer Durchschnittsbürger, der vom beliebten Schauspieler Sergej Burunow gespielt wird, in der Nacht vor der Wahl mit seiner Frau schlafen. Vorher regt er sich noch über die Präsidentschaftswahlen auf – er kündigt an, nicht zu wählen.

Wil er nicht wählen gehen will, quält den Mann ein Alptraum

Als er aufwacht, hämmert ein Armeegeneral mit zwei Soldaten – einer davon schwarz – vor der Tür: Die Wehrpflicht gelte jetzt bis 60, erklärt er ihm. Obendrein steht sein Sohn in Pionieruniform vor ihm und hätte gerne Geld.

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Und in der Küche sitzt ein offen schwuler Mann, der sich mit einer Regenbogenfeile gerade die Nägel macht. Er habe ein Recht, hier zu wohnen, erklärt die Ehefrau: Nach einem neuen Gesetz seien russische Familien verpflichtet, Lesben und Schwule aufzunehmen, die von ihren Familien oder Partnern rausgeschmissen wurden.

Schweißgebadet wacht der Mann aus dem „Alptraum“ auf, um plötzlich neben sich im Bett den schwulen Mann zu entdecken – worauf er noch einmal aufwacht, nun liegt neben ihm seine Ehefrau, und er treibt sie voller Eifer aus dem Bett, damit sie an den Präsidentschaftswahlen teilnehmen können.

Die Urheber des Videos sind nicht bekannt

Wer hinter dem Video steckt, ist der russischen Moscow Times zufolge nicht bekannt. Angeblich habe es bereits drei Millionen Aufrufe. Auch die Schauspielerin Svetlana Galka, die die Ehefrau spielt, sagte in einem russischen Radiosender, dass sie nicht wisse, wer der Auftraggeber sei. „Das ist einfach eine lustige Werbung“, sagte sie.

Dem widerspricht die Journalistin Xenia Sobtschak. „LGBT-Personen in einem homophoben Land als Bedrohung darzustellen ist kein Witz“, sagte sie dem Guardian. Es sei eine „Aufstachelung zum Hass“, fügt sie hinzu.

Das Video sei eine „Aufstachelung zum Hass“, kritisiert eine Journalistin

Ähnlich auch die Moscow Times: „Hier kommt ein Weg, die Leute zum Wählen zu bewegen: Sie mit Homophobie und Rassismus zu bedrohen, wie es dieses Video vormacht“, kommentiert das Medium auf Twitter das Video.

Dass in einem Land, in dem mehr als 80 Prozent der Bevölkerung gleichgeschlechtlichen Sex für verwerflich halten, ein schwuler Mann als Nutznießer einer staatlichen Aktion für Homosexuelle gezeigt wird, ist mehr als nur zynisch. Hier werden die homophoben Ressentiments in der russischen Bevölkerung gezielt angesprochen.

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