Donnerstag, 18. April 2024
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Community in Orlando begeht Jahrestag des Pulse-Massakers

Mahnwache und Ehrentag sollen an den homophoben Terroranschlag gedenken

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Heute vor zwei Jahren hat der islamistische Attentäter Omar Mateen in Orlando 49 Menschen im Schwulenclub Pilse erschossen, bevor er selbst durch die Polizei erschossen wurde. 53 Gäste des Nachtclubs wurden zum Teil schwer verletzt. Es war zu diesem Zeitpunkt eines der größten Verbrechen an der LGBT-Community. Nun wurde den Opfern gedacht – und die Hinterbliebenen suchen nach wie vor Gerechtigkeit.

Gedenkveranstaltung mit Überlebenden vor dem Rathaus von Orlando

Am Pulse selbst wird mittlerweile mit einer Gedenkausstellung an den Anschlag gedacht. Vor dem Rathaus von Orlando haben heute Hinterbliebene, Politiker und Aktivisten bei einer Mahnwache der 49 Todesopfer gedacht. Auf den Stufen des Rathauses wurden die Namen der Opfer verlesen.

Bereits zuvor hatte Rick Scott, der republikanische Gouverneur von Florida, den 12. Juni offiziell zum Pulse Rememberence Day erklärt. Damit verbunden ist die Aufforderung an alle Einwohner Floridas, an diesem Tag um 9.00 Uhr eine Gedenkminute für die Opfer einzulegen, die Flaggen an öffentlichen Gebäuden sollen auf Halbmast wehen.

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Kritik am Gouverneur: Ist der beschlossene Ehrentag scheinheilig?

Doch das empfinden Betroffene als scheinheilig: „Wir haben den Gouverneur gebeten, uns zu schützen und ein Dekret zu unterzeichnen, das verbietet, uns am Arbeitsplatz zu diskriminieren. Wir wurden mit Entschuldigungen abgespeist“, ärgerte sich Brandon Wolf, der das Massaker im Pulse überlebt hat, auf den Stufen des Rathauses von Orlando.

Einige Überlebende finden unterdessen keine Ruhe: Sie haben die Stadt Orlando, die städtische Polizei, 31 Polizisten und das Pulse selbst verklagt. Mehr als 35 Personen, Überlebende und Angehörige von Opfern, werfen der Stadt, der Polizei und den Beamten vor, während des Anschlags versagt zu haben.

Überlebene und Hinterbliebene verklagen nun die Stadt Orlando und die Polizei

Das Pulse wird beispielsweise verklagt, weil es nicht ausreichend für die Sicherheit der Gäste gesorgt haben soll. Verklagt wird auch Adam R., der Sicherheitsmitarbeiter, der an diesem Abend Dienst im Pulse hatte. Zunächst war er von der Presse als Held gefeiert worden, weil er Omar Mateen als erster in ein Feuergefecht verwickelt hatte.

Allerdings stellte sich später heraus, dass er seinen Posten verlassen hatte, als Mateen in den Club kam. Er begründete seine Abwesenheit damit, dass er eine mutmaßlich minderjährige Person verfolgt hatte, die sich trotz der gesetzlichen Altersbeschränkung von 21 Jahren im Club aufgehalten haben soll.

„Was wäre gewesen, wenn das ‚Pulse‘-Sicherheitspersonal verhindert hätte, dass der Attentäter den Club betritt? Was wäre gewesen, wenn Orlando Polizisten mit besserer Ausbildung gehabt hätte? Wäre mein Bruder dann noch am Leben?“, fragt Berto Capo, der Bruder eines der Opfer, bei einer Pressekonferenz. „Die Stadt Orlando hat ihre Gleichgültigkeit damit gezeigt, dass sie die Polizisten nicht ausreichend vorbereitet hat“, wirft Opfer-Anwalt Solomon Radner der Gemeindeverwaltung vor.

Solche Klagen enden meistens mit einem lukrativen Vergleich

Der Polizei wird außerdem vorgeworfen, die Überlebenden unangebracht behandelt zu haben. Die Beamten hätten sie „zusammengetrieben“, ohne Essen, Trinken und der Möglichkeit, eine Toilette zu besuchen. Auch hätten sie ihre Angehörigen nicht informieren dürfen, wie es ihnen ginge. Das sei verfassungswidrig, betont der Anwalt der Opfer.

Eine Stellungnahme der Stadtverwaltung von Orlando gibt es dazu noch nicht. Allerdings verteidigt die Stadt ihre Polizisten, „die sich dem Attentäter entgegenstellten und so viele Leben wie möglich retteten“. In der Regel enden solche Klagen mit einem Vergleich zugunsten der Kläger, die Anwälte arbeiten dabei auf Erfolgsbasis.

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