Donnerstag, 18. April 2024
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Kanada: Anglikanische Kirche nach Neuauszählung für Ehe-Öffnung

Ursprünglich scheiterte die Mehrheit an einer einzigen Stimme

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Die Anglikanische Kirche in Kanada hat sich bei ihrer Generalsynode in Richmond Hill, einer Stadt in der Nähe von Toronto, mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, schwule und lesbische Paare bei Hochzeiten mit heterosexuellen Paaren gleichzustellen. Eine tatsächliche Öffnung der Ehe kann es aber frühestens im nächsten Jahr geben.

Die Debatte darüber war leidenschaftlich: Mehr als 60 Redner nahmen bei der alle drei Jahre stattfindenden Synode Stellung zu dem Antrag. Die meisten von ihnen unterstützten eine Gleichstellung homosexueller Ehepaare. Bei der entscheidenden Abstimmung am Montag gab es zunächst nur in zwei der drei Abstimmungsgruppen – Laien, Geistliche und Bischöfe – die erforderliche Zweidrittelmehrheit: 72 Prozent der Laien und 69 Prozent der Bischöfe stimmten für den Antrag.

Kontrolle brachte die fehlende Stimme

Bei den Geistlichen wurde nur ein Ergebnis von 66,2 Prozent erreicht– genau eine Stimme zu wenig zum Erreichen der erforderlichen Zweidrittelmehrheit. Nach Protesten von Delegierten, die ihre Stimme nicht ausgezählt glaubten, wurde am Dienstag nachgezählt – und bei der händischen Nachzählung der elektronisch gezählten Stimmen waren plötzlich mit 69 Prozent auch deutlich mehr als zwei Drittel der Geistlichen für den Antrag.

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Damit wurde ein entstehender Konflikt entschärft: Der Erzbischof von Toronto, Colin Johnson, und einige andere prominente Geistliche hatten vor der Neuauszählung der Stimmen bereits angekündigt, gleichgeschlechtliche Ehen trotzdem zu segnen, auch wenn die Kirche beschlossen hatte, schwule und lesbische Verbindungen nicht gutzuheißen.

Endgültige Entscheidung erst nächstes Jahr

Nun heißt es für die Befürworter der Ehe-Öffnung warten und auf Gott vertrauen: Denn umgesetzt wird der Beschluss erst, wenn bei der nächsten Generalsynode der Anglikanischen Kirche von Kanada im Jahr 2019 wieder eine Mehrheit für diesen Antrag zustande kommt. Erst danach können schwule und lesbische Paare in Kanada auch kirchlich heiraten.

Die Zivilehe ist in Kanada bereits seit 2005 für Lesben und Schwule geöffnet. Mit etwa 640.000 Mitgliedern und 2,4 Millionen Kanadiern, die sich als Anglikaner identifizieren, ist die Kirche die drittgrößte Glaubensgemeinschaft des Landes, hinter der römisch-katholischen Kirche und der evangelischen „United Church of Canada“.

Derzeit arbeiten die Anglikanischen Landeskirchen von Brasilien, Südafrika, Neuseeland und Schottland die Ehe daran, gleichgeschlechtliche Beziehungen kirchlich anzuerkennen. Die als LGBT-freundlich geltende US-Episkopalkirche erkennt schwule und lesbische Ehen als einzige an. Durch die Entscheidung der Kanadier wird der Riss, der bereits jetzt durch die Kirche geht, noch ein bisschen größer.

Konflikt bei den Anglikanern verschärft sich

Denn während westlich orientierte Landeskirchen bei dieser Frage durchaus minderheitenfreundlich sind, lehnen Anglikaner in Afrika die Anerkennung von Homosexuellen in der Kirche streng ab. Teilweise unterstützen sie sogar lesben- und schwulenfeindliche Gesetze.

Wie groß deren Einfluss in der anglikanischen Gemeinschaft ist, mussten die US-Anglikaner Anfang des Jahres feststellen: Die Episkopalkirche wurde für die nächsten drei Jahre von allen gemeinschaftlichen Entscheidungen ausgeschlossen. Grund dafür war nach Meinung einer Mehrheit der Landeskirchen die „grundsätzliche Abkehr vom Glauben und der Lehre“, die sich in der Nicht-Aufrechterhaltung der „Ehe als Verbindung von Mann und Frau“ zeige.

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