
Der italienische Prälat Tommaso Stenico, der von einem Fernsehteam bei der Date-Suche im Internet erwischt wurde und sich darauf anonym als homosexuell geoutet hatte, macht einen Rückzieher: „Ich bin betrogen worden. Ich wusste nicht, dass man mich filmen wollte. Ich bin Opfer eines Betrugs wegen meiner Tätigkeit als Priester und Psychologe. Ich habe so getan, als wäre ich schwul, um mit jenen innerhalb und außerhalb des Vatikans in Kontakt zu kommen, die mit ihrer Homosexualität dem Ansehen der Kirche schaden“, so der Prälat. Er habe lediglich den Schwulen in Online-Datingportalen und bei Real-Life-Treffen gespielt. Stenico war zwar im Bericht des Fernsehsenders „La 7“ verfremdet worden, da er aber häufig im vatikanischen Fernsehen „Telepace“ auftritt und so leicht erkannt werden konnte, veröffentlichte die angesehene Tageszeitung „La Repubblica“ auch seinen Namen. Der 60-jährige hat sich mit einem 16 Jahre alten Stricher, den er zuvor im Internet kennengelernt hatte, verabredet. Dieser war allerdings ein Lockvogel für den Fernsehsender.
Der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, bestätigte mittlerweile Stenicos Suspendierung. „Sein Verhalten ist mit dem geistlichen Dienst und mit dem Heiligen Stuhl unverträglich“, so Lombardi. Stenico hatte in der Sendung „Exit“ erklärt, dass er sich beim Geschlechtsverkehr mit anderen Männern nicht schuldig fühle. Jetzt geht er in die Gegenoffensive: „Ich werde meine Unschuld beweisen, weil ich nichts Böses getan habe“, so der Prälat. Auf der Website „Petrus“ schreibt er sogar, er sei „von dunklen Kräften hereingelegt“ worden: „Ich habe entdeckt, dass es einen teuflischen Plan einer Gruppe von Satanisten gibt, der einzelne Priester bloßstellen soll.“ Die Seite ist derzeit offline.
Etwas reservierter die offizielle Reaktion des Vatikans: „Der Heilige Stuhl will diesen Fall klären. Wir müssen jedoch die zuständigen vatikanischen Behörden arbeiten lassen, ohne dass sie vom Medienrummel gestört werden“, so Kardinal Julian Herranz, Präsident der Disziplinarkommission des Vatikans. Priestern, die Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen unter 16 Jahren haben, drohen schwere Strafen drohen, darunter die Rückkehr zum Laien-Status. „Es handelt sich jedoch um sehr seltene Fälle, die zum Glück nicht die ganze Gemeinschaft belasten“, ergänzt der Kardinal.