Freitag, 29. März 2024
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Keine Hrdlicka-Orgie mehr im Dom-Museum

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Die Ausstellung „Religion, Fleisch und Macht – das Religiöse im Werk von Alfred Hrdlička“, die seit 12. März im Wiener Dommuseum zu sehen ist, ist um ein Exponat ärmer. Nach Protesten fundamentaler amerikanischer Christen gab Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn die Anweisung, die Radierung „Leonardos Abendmahl, restauriert von Pier Paolo Pasolini“, abzuhängen.

Schönborn distanziert sich – fast ein Monat nach der Eröffnung der Ausstellung, die er im Vorfeld begrüßt hatte – außerdem von „der Darstellungsweise des ‚letzten Abendmahls'“, die das letzte gemeinsame Essen der Apostel als sexuelle Orgie zeigt. „Unter seinen Werken sind auch solche, die vom Standpunkt des gläubigen Christen klar abzulehnen sind. Selbstverständlich hätte ich der Präsentation von Werken, die blasphemisch oder pornografisch sind, nicht zugestimmt. Ich bedauere es daher ausdrücklich, dass ein Bild dieser Art – ohne mein Wissen – in der Ausstellung zu sehen war.“, sagt Schönborn in der Tageszeitung „Die Presse“.

„Es gab ja keine Frauen“, erläuterte Hrdlička allerdings schon bei der Presseführung im März. „Schon Leonardo war der Meinung, dass die Apostelrunde von Homoerotik zusammengehalten wurde.“

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Der Direktor des Wiener Dommuseums, Bernhard Böhler, ist „erstaunt über die Hitze der Gefechte“. „In Österreich bedarf es keiner besonderen Begründung, dass ein kirchliches Museum dem bedeutendsten Bildhauer der Gegenwart eine Ausstellung widmet“, so Böhler. Aus Rücksicht auf die religiösen Gefühle mancher Christen habe man aber schon am Gründonnerstag Hrdličkas Version des „letzten Abendmahls“ abgehängt.

„Die Proteste kamen in erster Linie von fundamentalistisch christlichen Kreisen aus den USA und sind schließlich nach Deutschland übergeschwappt“, erzählte Böhler, „also von Menschen, die weder eine Kenntnis von der Ernsthaftigkeit des Schaffens von Alfred Hrdlička haben noch die Ausstellung gesehen haben.“

In Italien hat die Zeitung „Il giornale“, die dem wahlkämpfenden italienischen Medientycoon Silvio Berlusconi gehört, gegen das Bild Stimmung gemacht. In einem vom Vatikan-Experten des Blatts, Andrea Tornielli, verfassten Bericht war zu lesen, es sei eine „verheerende Wunde für den christlichen Glauben“, Hrdličkas Werk im Dommuseum zu zeigen.

Dort wo Hrdlička anerkannt sei, habe es auch für die Ausstellung fast ausschließlich Lob gegeben.

Die „Hetze“, die laut Böhler auf diversen Websites geführt werde, erlaube „keine seriöse Diskussion, sondern versucht den Dialog abzuwürgen.“

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