Mittwoch, 17. April 2024
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NDR: Fußballfans würden Profi-Outing unterstützen

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Als erste Sportsendung im deutschen Fernsehen hat sich der NDR-„Sportclub“ dem Thema „Homosexualität im Profifußball“ angenommen. Anlass war das Erscheinen des Buches „Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban“.

Zu Gast war unter anderem der Sportpsychologe Martin Schweer. Er berät homosexuelle Profisportler. Seine Erkenntnis: Das Doppelleben hemmt die Leistungsentwicklung dauerhaft. Denn das Bild vom Heterosexuellen aufrecht zu erhalten wird auf Dauer immer schwerer. „Es kann zu psychischen Beeinträchtigungen kommen, bis hin zu beispielsweise depressiven Verstimmungen“, so der Psychologe.

Urban selbst erklärte während der Diskussion, warum Homosexualität im Fußball ein großes Tabu-Themaist: „Eine Schwierigkeit ist die Körperlichkeit, die im Fußball herrscht. Es geht darum, dass eine Mannschaft als Gruppe funktionieren muss. Ein Fremdkörper, jemand der anders ist, würde diese Gruppendynamik stören.“, so der Ex-Profi.

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Auch im aktiven Profi-Fußball ist man sich der Thematik bewusst. Dieter Hecking, Trainer von Hannover 96, gibt in der NDR-Sendung zu: „Es ist viel Scheu da bei Leuten, die nicht homosexuell sind, schwulen Spielern eine Chance zu geben“. Klaus Allofs, Sportdirektor von Werder Bremen, könnte sich zumindest vorstellen, einen homosexuellen Spieler unter Vertrag nehmen: „Wenn uns ein schwuler Spieler hilft, Spiele zu gewinnen, dann wäre er nicht nur von uns als Verein, sondern auch vom Publikum akzeptiert.“

Zumindest in Norddeutschland sind die Spieler selbst dem Outing eines Kollegen aufgeschlossen. Hanno Balitsch, Kapitän von Hannover 96: „Es ist ein Tabu-Thema und dadurch traut sich auch niemand, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich wünsche mir mehr Toleranz.“ Auch Stefan Wessels, Torwart des VfL Osnabrück, fordert im NDR Sportclub mehr Toleranz in den eigenen Reihen: „Man ist auch als Mannschaft gefragt. Die müsste das tolerieren und es dem Spieler möglichst einfach machen. Ich denke, dass es für den ersten Spieler nicht einfach werden würde. Aber je mehr sich outen würden, desto normaler würde das.“ Christian Schulz von Hannover 96 wirft hingegen ein: „Ein Outing stelle ich mir schwer vor. Man weiß nicht, wie die Fans reagieren.“

Die dürften das Thema aber offen sehen: In der Sonntagsfrage des NDR Sportclubs wurde gefragt: „Sollten sich homosexuelle Fußballer outen?“ 76 Prozent der Anrufer stimmten für „Ja“, 24 Prozent stimmten gegen ein Outing.

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