Donnerstag, 28. März 2024
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Nach Wagners Rücktritt: Amtskirche erleichtert, Konservative empört

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Erleichterung herrscht über die Entscheidung des Pfarrers von Windischgarsten, Gerhard Maria Wagner, den Vatikan um die Rücknahme der Ernennung zum Weihbischof von Linz zu bitten.

„Angesichts der heftigen Kritik bin ich im Gebet und nach Rücksprache mit dem Diözesanbischof zu dem Entschluss gekommen, den Heiligen Vater in Rom um Rücknahme meiner Ernennung zum Weihbischof von Linz zu bitten.“, ließ Wagner über den Bischof von Linz, Ludwig Schwarz, ausrichten. Gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress sagte dieser, der Rücktritt Wagners sei „im Interesse und zum Wohl der Diözese Linz“ erfolgt. Im ORF fügte Wagner hinzu: „Es ist eine neue Situation, die mit dieser Entscheidung ausgebrochen ist, und etwas leichter fühle ich mich auch“.

Wagner war durch seine konservativen Aussagen immer wieder in die Kritik geraten: So hat er 2001 Satanismus bei Harry Potter gefunden, und 2005 meinte er im Pfarrblatt über Hurrican Katrina: „Es ist wohl kein Zufall, dass in New Orleans alle fünf Abtreibungskliniken sowie Nachtklubs zerstört wurden“. Auch der Termin des Wirbelsturms, wenige Tage vor der traditionellen Lesben- und Schwulenparade, war für Wagner ein Fingerzeig Gottes.

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In einem Interview mit dem Magazin „profil“ nach seiner Ernennung trat er schließlich – nicht zum ersten Mal – für eine Behandlung von Lesben und Schwulen ein. Denn Homosexualität sei heilbar: „Dafür gibt es genügend Beispiele, nur davon spricht man nicht.“, so der Pfarrer gegenüber dem Nachrichtenmagazin.

Mit seinem Verzicht kommt Wagner einer Unterschriftenaktion oberösterreichischer Geistlicher zuvor. Außerdem wäre die Bischofsweihe am 22. März unter Umständen von Amtsträgern der Kirche gestört worden: Die Dechanten hätten sich während der Feier zu Wort gemeldet und ihren Unmut über die Bestellung geäußert, hieß es. Nach der Ernennung Wagners war die Zahl der Kirchenaustritte sprunghaft gestiegen, viele Gläubige wollen auch zur evangelischen Kirche wechseln. Kurz vor seinem Rücktritt hatte es Wagner sogar geschafft, etliche Kollegen gegen sich mobilisiert zu haben: Kritische Worte kamen vom Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser, noch deutlichere von seinem Eisenstädter Kollegen Paul Iby.

Seit Jahren versucht das konservative Lager, in der traditionell liberalen Diözese Linz mehr Macht zu bekommen. Dem entsprechend waren auch die Reaktionen im konservativen Kirchenportal „kath.net“: User bezeichneten den Rücktritt Wagners als „Skandal von Linz“ und einen der „schlimmsten Vorfälle der jüngsten Kirchengeschichte“. Mehrere User wollen, das der Vatikan eine apostolische Visitation einleitet. Die römisch-katholischen Bischöfe treffen sich heute trotz des Rückzugs Wagners zu einer Sonderberatung in Wien.

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