Freitag, 19. April 2024
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[Video] Neuer Besucherrekord bei Amsterdamer Canal Pride

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In Amsterdam und Stuttgart feierten Lesben und Schwule am Samstag für mehr Toleranz und Rechte. Die Hass-Attacken der letzten Monate und der Doppelmord in Tel Aviv wenige Stunden vor den Paraden gaben der politischen Botschaft der Lesben- und Schwulenparaden heuer ein neues Gewicht.

In Amsterdam wurde die „Canal Pride“, die Parade auf Booten in den Grachten, zu einem beispiellosen Zeichen der Sympathie: Mit 560.000 Zuschauern gab es einen neuen Rekord, heuer sahen 60.000 Menschen mehr den Schiffskorso von Schwulen und Lesben als im Vorjahr. „Das ist beispiellos“, sagte der Vorsitzende der Organisation Pro Gay, Frank van Dalen. „Gay Pride wird immer mehr durch die gesamte Gesellschaft getragen.“ Auch die Zahl der Boote war mit 80 so groß wie nie zuvor.

Riesenbeifall gab es für drei Premieren: Zum ersten Mal durften schwule und lesbische Soldaten bei der Parade ihre Uniformen tragen. Zum ersten Mal waren prominente Sportler dabei, unter ihnen der offen schwule Schwimm-Olympiasieger Pieter van den Hoogenband und Hockey-Weltmeisterin Minke Booij. Und zum ersten Mal fuhren auch Politiker der regierenden Christdemokratischen Partei CDA mit.

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Die Grachten-Parade widmete sich heuer dem 400. Jahrestag der Entdeckung Manhattans durch den von Amsterdamer Kaufleuten ausgesandten Kapitän Henry Hudson. Dem entsprechend traute der Amsterdamer Bürgermeister Job Cohen fünf gleichgeschlechtliche Paaren mit Partnern jeweils aus New York und den Niederlanden. Amsterdams stellvertretende Bürgermeisterin Carolien Gehrels, die selbst mit einer Frau verheiratet ist, hofft, dass sich Homosexuelle bald auch in New York trauen lassen können. Schließlich sei New York, wie Amsterdam, „progressiver als der Rest des Landes“.

Große Beachtung fand deshalb die Teilnahme des aus Marokko stammenden Kommunalpolitikers Ahmed Marcouch an der Parade. Der muslimische Sozialdemokrat ist Bezirksvorsteher in Slotervaart, in dem die Konzentration von Muslimen besonders hoch ist und der als gefährlich für Schwule gilt. „Es genügt nicht, im Grachtengürtel Toleranz zu demonstrieren“, sagte Marcouch. „Auch in den Wohnvierteln müssen sich alle Menschen so wie sie sind sicher fühlen können.“ Marcouch setzte sich auch in der Vergangenheit wiederholt für ein homofreundlicheres Klima in Slotervaart ein.

Denn auch in Amsterdam leben Lesben und Schwule mittlerweile gefährlich: Weil er seinen Freund auf der Straße zum Abschied geküsst hat, wurde Paraden-Organisator Hugo Braakhuis wenige Tage vor der Canal Pride auf offener Straße verprügelt. Und beim Start der Parade fingen TV-Kameras eine in der Nacht auf die Uferbefestigung gemalte Losung ein: „Homos kommen in die Hölle“.

Mit dieser Botschaft wurden auch die 200.000 Zuschauer des Stuttgarter CSD konfrontiert: Am Rande der Parade demonstrierte ein kleines Häufchen katholischer Fundamentalisten gegen die Veranstaltung. Organisiert wurde die etwa 100 Mitglieder starke Gegendemonstration von der bereits einschlägig bekannten Pius-Bruderschaft. Eine Gruppe Jugendlicher bewarf die Demonstranten mit Eiern, sonst blieb der CSD in Stuttgart friedlich. Er stand heuer unter dem Motto „Macht Mut“.

Bei der Parade selbst marschierten 55 Gruppen mit 2.500 Teilnehmern mit. Unter ihnen die ehemalige „Wa(h)re-Liebe-Moderatorin“ Lilo Wanders, VfB-Präsident und CSD-Schirmherr Erwin Staudt und Bundes-Grünenchef Cem Özdemir. Am Stuttgarter Rathaus wurde die Regenbogenflagge gehisst, alle fünf großen Parteien kamen mit eigenen Gruppen zum Umzug.

„Wir sind schrill, schräg und politisch“, sagt Organisator Christoph Michl bei der Abschlusskundgebung. Er ruft dazu auf, nicht nur zu feiern, sondern auch zu fordern: zum Beispiel Adoptionen auch für Homosexuelle, absolute Gleichberechtigung und keine steuerlichen Nachteile für eingetragene Lebenspartnerschaften. VfB-Präsident Staudt spricht sich in seiner Rede für mehr Toleranz und gegen Homophobie aus. „Wir müssen auch im Fußball die Wege ebnen, damit sich mal ein schwuler Spieler bekennen kann.“ Eines Tages werde es so weit sein, egal ob in der Bezirksliga oder in der Bundesliga, so der VfB-Stuttgart-Präsident.

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