Donnerstag, 25. April 2024
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Europarat kritisiert homophobe Schulbücher in Kroatien

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Der Europarat kritisiert kroatische Schulbücher, weil sie unter anderem schwulenfeindlich sind und arbeitende Mütter schlechtmachen. Das Bildungsministerium in Zagreb kann diese Kritik allerdings nicht ganz verstehen.

So wird in kroatischen Biologiebüchern der vierten und siebten Klasse Oberstufe behauptet, für die Homosexualität von Kindern seien zerrüttete Familienverhältnisse verantwortlich. Außerdem sind Mütter, die zu Hause bleiben, nach Ansicht der Autoren Ivan Regula und Milivoj Sljepcevic ein wichtiger Faktor, damit Jugendliche von einem riskanten Sexualverhalten abgehalten würden. Wörtlich heißt es in den Büchern von Regula und Sljepcevic, bei Leuten, die dem eigenen Geschlecht zugetan seien, trügen häufig Eltern die Schuld, „wenn sie durch eine irreguläre elterliche Beziehung die richtige sexuelle Entwicklung ihrer Kinder stören.“

Solche Ansichten sind im offiziellen Kroatien weit verbreitet. So behauptet das christlich-konservative Aufklärungsprogramm „TeenStar“, Kondome würden weder vor einer HIV-Infektion noch vor anderen durch Geschlechtsverkehr übertragbare Krankheiten schützen. Das Programm wird vom kroatischen Staat unterstützt. Natasa Bijelic, Leiterin der Erziehungsprogramme des feministischen Zentrum für Erziehung, Beratung und Forschung (CESI) aus Zagreb, kennt weitere Beispiele aus kroatischen Schulen: „Es wird dort behauptet, dass kein Verhütungsmittel wirksam sei. Dann gibt es die absolut falsche Information, dass Frauen, die die Anti-Babypille nehmen, diese absetzen sollten und dann besonders vorsichtig sein müssten, weil die Möglichkeit einer Mehrlingsgeburt höher sei. Autoren des TeenStar-Programms behaupten sogar, Verhütung blockiere die normale Funktion der Geschlechtsorgane und schwäche den Sexualtrieb.“, erzählt sie kopfschüttelnd der „Deutschen Welle“.

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Deswegen hat sich „Interrights“, ein in London beheimatetes Zentrum für Menschenrechte, zusammen mit CESI im Oktober 2007 an den Europarat gewandt. Und der teilt die Sorgen: „Die Aussagen stigmatisieren Homosexuelle, sie stützen sich auf negative und erniedrigende Stereotypen über das Sexualverhalten von Homosexuellen. Solche Aussagen greifen die Würde des Menschen an, und dafür ist kein Platz in Lehrwerken über sexuelle und reproduktive gesundheitliche Aufklärung“ heißt es ganz klar im Abschlussbericht.

Mittlerweile hat das kroatische Bildungsministerium in einer Stellungnahme erklärt, die umstrittenen Schulbücher würden nicht mehr im Unterricht eingesetzt. Das Aufklärungsprogramm von TeenStar, das ohnehin nur ein Wahlfach gewesen sei, werde nicht mehr umgesetzt. Viel Platz für Aufklärung gibt es an Schulen in Kroatien ohnehin nicht: CESI-Untersuchungen zufolge haben die Schüler während ihrer gesamten Schullaufbahn insgesamt 42 Stunden Sexualerziehung – inklusive allgemeinen Themen wie Hygiene, Ernährung und Gesundheit.

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