Donnerstag, 25. April 2024
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Polizei befürchtet Ausschreitungen bei Belgrade Pride

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Am Sonntag soll in Belgrad eine Lesben- und Schwulenparade stattfinden – für die junge Demokratie am Balkan könnte die Belgrade Pride allerdings zur Belastungsprobe werden. Die Polizei hat die Kundgebung schon vor Monaten als ein Ereignis von „höchstem Risiko“ eingestuft und rechnet offenbar mit massiven Ausschreitungen im engsten Stadtzentrum.

Denn schon bei der bisher letzten Lesben- und Schwulenparade in Belgrad im Jahr 2001 hatten Fußballfans, Ultra-Nationalisten und Rechte Teilnehmer der Veranstaltung attackiert. Dutzende wurden verletzt. Solche Ausschreitungen drohen auch heuer: Zahlreiche religiöse und nationalistische Gruppen haben angekündigt, gegen die Parade zu demonstrieren. Während Fußballfans heuer beteuern, dass man am Sonntag nur einen „ruhigen Gegenprotest“ vorhabe, gibt die nationalistische Organisation „Obraz“ (Antlitz) offen zu, mit Gewalt auf die Veranstaltung reagieren zu wollen: „Wir warten auf euch“, steht in von „Obraz“ unterzeichneten Graffiti, die in den letzten Tagen erneut in Belgrad aufgetaucht sind. Nach ihrem ersten Auftauchen vor einigen Wochen ließen die Stadtbehörden die Graffiti bereits einmal entfernen.

Es sei „allen bekannt“, dass die „riesige Mehrheit des serbischen Volkes“ gegen die Schwulenparade sei, so „Obraz“-Generalsekretär Mladen Obradovic in der Tageszeitung „Politika“. „Die Organisatoren werden daher die Hauptverantwortung für alles tragen, was passieren wird“, droht Obradovic den Machern der Parade. Einer früheren Umfrage zufolge halten mehr als zwei Drittel der Serben Homosexualität für eine Krankheit.

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„Politika“ berichtet unter Berufung auf Polizeiinformationen, dass gewaltbereite Gegner der Parade am Sonntag vermehrt auch Überfälle auf Ordnungshüter vorhaben, die für die Sicherheit der Belgrade Pride sorgen sollen. Möglich seien auch Ausschreitungen außerhalb des Stadtzentrums, was die Aufmerksamkeit der Polizei von der Schwulenparade ablenken sollte. Dies dürfte wiederum zu Angriffen auf ihre Teilnehmer ausgenutzt werden, befürchtet die Polizei.

Dabei wird die Parade auch von der serbischen Politik unterstützt: „In diesem Staat darf niemand bedroht werden“, ist der Innenminister und Chef der mitregierenden Sozialisten, Ivica Dacic, entschlossen, die rund 300 erwarteten Teilnehmer zu schützen. Staatschef Boris Tadic hat im Frühjahr ein Anti-Diskriminierungs-Gesetz unterschrieben, das sich auch auf die Homosexualität miteinbezieht. Und Cedomir Jovanovic, Chef der oppositionellen Liberaldemokratischen Partei (LDP), will samt Familie – Frau und drei Kinder – an der Parade teilnehmen.

Die Organisatoren versuchen, die Teilnehmer so gut wie möglich zu schützen. So haben sie schon vor einiger Zeit Verhaltens-Richtlinien bekanntgegeben: „Nicht in größeren Gruppen ankommen, enge Straßen meiden“, heißt es unter anderem darin. Auch auf auffallende Kleidung solle bei der Ankunft und nach der Parade verzichtet werden. Auf dem Belgrader Studentenplatz, wo die Kundgebung stattfinden soll, werden Umkleidekabinen zur Verfügung stehen.

Und auch um Unterstützung der Geistlichkeit wird gebeten: Ein Belgrader Lesben- und Schwulenverband hat sich im Vorfeld der Parade an die serbisch-orthodoxe Kirche gewandt. Sie soll ihre Gläubigen aufzufordern, am Sonntag auf Gewalt zu verzichten, so die Bitte.

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