In Belgrad wurde die für Sonntag vorgesehene Lesben- und Schwulenparade von den Veranstaltern abgesagt, nachdem die Polizei massiven Druck auf sie ausgeübt hat.
Wie die Organisatoren nach einem Treffen mit der Polizei mitteilten, könnten sie trotz eines massiven Einsatzes der Exekutive den Schutz der rund 500 erwarteten Teilnehmer nicht garantieren. Für die Organisatoren ist dies eine Kombination aus dem Sicherheitsrisiko, dem die Teilnehmer ausgesetzt wären, und dem Unwillen der Behörden, mit den Veranstaltern zusammenzuarbeiten.
Damit hat die Belgrader Polizei auch die Regierung blamiert: Erst am Freitag hat der serbische Präsident Boris Tadic den Schutz der Parade garantiert: „Der Staat wird alles tun, um Bürger zu schützen, wie auch immer ihre nationale, religiöse, sexuelle oder politische Orientierung sein mag“, so Tadic.
Nach Angaben der Veranstalter gab es bereits detaillierte Empfehlungen, wie Gewalt gegen die Belgrade Pride vermieder werden sollte. Allerdings habe die Polzei „diese Maßnahmen nicht aufgegriffen, und trotz monatelanger Treffen mit den Paraden-Organisatoren und täglichen Meetings in den letzten beiden Wochen haben sie dabei versagt, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Stattdessen haben sie Druck auf die Organisatoren ausgeübt, die Veranstaltung abzusagen“.
Den Veranstaltern zufolge hat die Polizei sich 48 Stunden vor dem geplanten Beginn der Parade geweigert, in irgendeiner Form mit den Veranstaltern bei der Sicherheit für die Parade zusammenzuarbeiten. „Stattdessen haben sie den Paraden-Organisatoren mitgeteilt, dass diese für alle Sachbeschädigungen verantwortlich sind, die von Hooligans und Faschisten verursacht werden, die eine gewaltsame Antwort auf die Belgrade Pride organisiert haben“, so die Veranstalter in einer Aussendung.
Letzte Woche hat erst Amnesty International festgestellt, dass die serbische Regierung nicht in der Lage ist, Menschenrechtsgruppen, die für die Rechte von Lesben, Schwulen, Transgender oder Frauen eintreten, zu schützen. In den Tagen vor der Parade gab es Solidaritätsbekundungen von namhaften serbischen Politikern – ihnen wurde jetzt von der eigenen Polizei aufgezeigt, dass in Serbien noch viel zu tun ist.