Die römisch-katholische Erzdiözese der US-Hauptstadt Washington hat den Politikern ein Ultimatum gestellt: Wenn der Stadtrat im nächsten Monat seinen Gesetzesentwurf über gleichgeschlechtliche Ehen beschließt, will man keine sozialen Dienste mehr anbieten. Das würde zehntausende Hilfesuchende betreffen, denen die Kirche bei Adoption, Gesundheitsvorsorge oder Obdachlosigkeit hilft.
Dabei sieht das Gesetz vor, dass religiösen Gruppen schwule oder lesbische Trauungen ablehnen können. Als Arbeitgeber sind sie aber verpflichtet, schwule und lesbische Arbeitnehmer nicht zu diskriminieren. Da in Amerika Firmen oft auch Unterstützungen und Sozialleistungen für Ehepartner von Angestellten anbieten, müsste die Kirche auch diese für homosexuelle Ehepaare öffnen.
„Wenn die Stadt das verlangt, können wir das nicht machen“, sagt Susan Gibbs, Sprecherin der Erzdiözese, der „Washington Post“. Denn die Stadt verlangt, dass Organisationen, die in ihrem Auftrag soziale Dienste anbieten, dies unabhängig von religiösen Ideologien machen. „Das ist für uns wirklich ein Problem“, seufzt Gibbs.
Einige Stadträte von Washington vermuten allerdings, dass die römisch-katholische Kirche ihre sozialen Dienste nur als Druckmittel nützt, um die Anti-Diskriminierungsbestimmungen für Lesben und Schwule auszuhöhlen.