Traue keiner Umfrage, die du nicht selbst gefälscht hat: Diese Weisheit von Winston Churchill bewahrheitet sich wieder in den USA. Denn „Schwulen und Lesben“ sind bei den meisten Amerikanern im Militär willkommen, „Homosexuelle“ aber eher nicht.
Einen interessanten Versuch unternahmen die „New York Times“ und der Fernsehsender CBS bei einer aktuellen Umfrage, ob auch offen lebende Lesben und Schwule im US-Militär willkommen seien. Derzeit gibt es in den USA eine Debatte um ein Ende der „Don’t ask, don’t tell“-Regelung, nach der sich Homosexuelle im Militärdienst nicht outen dürfen.
Bei der einen Hälfte der 1.084 Befragten wollten die Interviewer wissen, ob sie für geoutete „Schwule und Lesben“ im Militär seien, bei der anderen, ob sie dort offen lebende „Homosexuelle“ unterstützen würden. Und je nach Frage verändert sich auch der Grad der Zustimmung.
So mögen 70 Prozent „Schwule und Lesben“ im Militär, bei „Homosexuellen“ liegt die Zustimmung nur bei 59 Prozent. Offen lebende Lesben und Schwule sind 60 Prozent der Befragten beim Dienst fürs Vaterland willkommen, offen lebende Homosexuelle nur 44 Prozent.
Bei Befragten, die sich als Anhänger der Demokraten bezeichnen, geht die Schere besonders weit auseinander: 79 Prozent von ihnen sind für offen schwul oder lesbisch lebende Soldaten, aber nur 43 Prozent für offen homosexuelle.
Damit ist die Taktik der Community, mit „gay“ einen ehemaligen Schmähbegriff selbst aufzugreifen und positiv zu besetzen, aufgegangen. Schon seit Jahren empfehlen Handbücher in den Vereinigten Staaten, gleichgeschlechtlich liebende Menschen als „gay“ zu bezeichnen. „Homosexuell“ sei „klinisch, distanzierend und archaisch“, erklärt beispielsweise ein Leitfaden für Schulangestellte in Washington. Wenig überraschend wird gerade dieses Attribut gerne von Homo-Gegnern gewählt, wenn sie Distanz zu Lesben und Schwulen schaffen wollen – oft gepaart mit einer angewiderten Betonung.