Freitag, 19. April 2024
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FP-nahe Website wettert gegen lesbischwule Community

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Für Empörung in der lesbischwulen Community sorgt Martin Graf, rechtsnationaler 3. Nationalratspräsident der FPÖ. Auf der ihm nahestehenden Website „unzensuriert.at“ wird erneut gegen Lesben und Schwule gewettert.

In einem aktuellen Beitrag der Seite wird das „Pride House“ bei den Olympischen Spielen thematisiert. Unter dem Titel „Wo Männer zärtlich zueinander sind“ stellt sich der Autor vor, wie schwule und lesbische Athleten dort „zwischen Trainingsläufen und Kraftübungen (…) abgeschirmt vom Heer der Heteros schnell einen Appletini schlürfen“.

Nachdem ein Großteil der Lesben und Schwulen diesen Drink im Gegensatz zum Autor des „unzensuriert“-Eintrags nicht kennen dürften: Ein Appletini besteht aus aus 4 cl Wodka und je 1,5 cl Apfelschnaps und Cointreau, bekannt wurde er als Lieblingsgetränk der „Scrubs“-Figur JD.

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Dann ereifert sich der Autor darüber, dass es bei den Olympischen Spielen in Vancouver „nur“ vier offen homosexuelle Athleten gebe. Denn: „Folgt man der in Homo-Kreisen gerne aufgestellten Behauptung, dass jeder zehnte Mensch schwul oder lesbisch ist, dann wären etwa 250 Homosexuelle im Olympischen Dorf untergebracht“, heißt es auf „unzensuriert.at“.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit, rechnet Oliver Ritter in seinem Blog „Think outside your box“ nach: „Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass der Anteil homo-/bisexuell l(i)ebener Sportler_innen viel größer ist. Ein Blick auf die Namen und die Nationen der vier geouteten Sportlerinnen (Ireen Wüst (Ned), Vibeke Skofterud (Nor), Erika Holst (Swe) und Sarah Vaillancourt (Can) zeigt eine Besonderheit. Alle vier stammen aus Staaten, die eine offene, moderne Gesellschaftspolitik haben und die Diversität der Menschen würdigen und fördern. In all diesen Staaten sind homosexuelle Menschen (großteils) gleichstellt mit Heterosexuellen“, erklärt Ritter die Hintergründe.

Genau das will der Autor des Blogs in Österreich offenbar verhindern. Er sieht sogar eine Benachteiligung von Heterosexuellen: „Allerorten schießen Homovereinigungen aus dem Boden. Zum Beispiel kroch in Wien unlängst ein Großteil der Wirtschaftskammer-Fraktionen bei agpro (austrian gay professionals) zu Kreuze, um einen Beitrag zur Diskussion „Gay, Lesbian, Bisexual an Transgender in der Wirtschaftskammer“ zu leisten. Als wäre es dem Bürger nicht egal, ob er seine Wurstsemmel oder sein Auto bei einer Lesbe kauft oder nicht! Homosexuelle, hat man den Eindruck, wollen sich mit allen Mitteln in den Vordergrund drängen: Wirtschaftsverbände, Sportverbände, Referate an Universitäten und wer weiß, vielleicht kommt auch noch die Schwulen-und-Lesben-Schülervertretung“, heißt es auf „unzensuriert.at“.

Auch der Wiener Gemeinderat Marco Schreuder, Sprecher der Grünen Andersrum, kann bei dieser Polemik nur mehr den Kopf schütteln: „Gerade agpro hat viel zu einem gesellschaftspolitisch offenerem Klima in der Wirtschaft beigetragen.“ Für ihn ist der Beitrag eine „unentschuldbare homophobe Entgleisung“: „Graf ist Eigentümer von ‚www.unzensuriert.at‘ und bewirbt den Beitrag in seinem Newsletter. Graf (…) erklärt Lesben und Schwule selbst zum Problem der Gesellschaft. Dieser Täter-Opfer-Umkehr ist abscheulich, gemeingefährlich und stellt alle Bemühungen der letzten Jahrzehnte, für ein respektvolles Miteinander und für mehr Aufklärung zu sorgen, in Frage“, so Schreuder, der Grafs Rücktritt fordert.

Der Autor des „unzensuriert.at“-Artikels genehmigt sich unterdessen vielleicht einen Appletini, in dem Wodka durch Weißen Rum ersetzt wurde. Diesen Cocktail nennen Experten dann „Rumpletini“.

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