Ein neuer Sex-Skandal erschüttert den Vatikan: Diesmal geht es um einen schwulen Prostitutionsring. Darin verwickelt: Ein Zeremonienmeister von Papst Benedikt XVI., ein Mitglied eines Elitechors des Petersdoms und vermutlich auch Priesterseminaristen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die italienische Tageszeitung „La Repubblica“.
Auf die Spur kam die italienische Polizei dem Callboy-Ring bei Abhöraktionen, mit denen die Beamten Korruption bei öffentlichen Bauvorhaben auf die Schliche kommen wollten. Dabei wurde auch Angelo Balducci abgehört, ein ehemaliger hoher Beamter des Infrastruktur-Ministeriums. Im Zuge der Ermittlungen wurden auch Vorwürfe laut, Balducci habe auch mit Prostitution zu tun gehabt. Mittlerweile wurde er wegen des Korruptionsverdachts verhaftet.
Besonders brisant: Balducci hat auch den Vatikan bei Bauvorhaben beraten und ist „Gentiluomo di sua Santità“. Dieser Ehrentitel wird aufgrund besonderer Verdienste um den Heiligen Stuhl verliehen, die Mitglieder übernehmen Ehrendienste bei liturgischen Feiern des Papstes. So haben die „Gentiluomini“ auch im Jahr 2005 den Sarg von Johannes Paul II. getragen.
Bei den abgehörten Gesprächen wurde klar, dass Balducci vor seiner Verhaftung regelmäßig mit dem Nigerianer Ghinedu Ehiem telefoniert hatte. In den Gesprächen ging es um schwulen Sex. Ehiem war seit 19 Jahren Mitglied der Cappella Giulia, dem Chor des Petersdoms. Mittlerweile wurde er aus dem Chor, der im 6. Jahrhundert gegründet wurde, entlassen, nachdem sein Name von der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ veröffentlicht wurden.
Die Polizei geht davon aus, dass Balducci, Ehiem und ein dritter Mann Teil „eines organisierten Netzwerkes“ waren, „um männlicher Prostitution Vorschub zu leisten“. Aus den Abhörprotokollen geht auch hervor, dass unter den Männern, die sich verkauften, Priesterseminaristen waren. „La Repubblica“ zitiert Balducci, der Ehiem fragt: „Wann muss er zurück ins Seminar?“
Balducci wurde mittlerweile aus den „Gentiluomo di sua Santità“ hinausgeworfen. „Nachdem er solcher Dinge beschuldigt wird, kann er sicher nicht mehr zurückkommen“, sagt eine ungenannte Quelle des Vatikans. Sein Anwalt, Franco Coppi, gab der Nachrichtenagentur Reuters keinen Kommentar zu den Prostitutionsvorwürfen.
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