Freitag, 19. April 2024
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Schwule Juristen fordern Straßenumbenennung in Berlin

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Die Einemstraße in Berlin ist mitten im schwulen Kiez in Schöneberg. Was viele nicht wissen: Die Straße, die am Nollendorfplatz beginnt, ist nach einem Schwulenfeind und Wegbereiter des Nationalsozialismus benannt: Karl von Einem hat bereits 1907 als preußischer Kriegsminister die Vernichtung schwuler Männer gefordert, 1933 bejubelte er die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Unmittelbar nach seinem Tod im Jahr 1934 benannten die Nationalsozialisten den Teil der Maaßenstraße, der vom Nollendorfplatz zum Lützowplatz führt, nach ihm.

Genau das wollen engagierte Schwulenrechtler jetzt ändern: Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schwuler Juristen (BASJ) hat die Initiative „Von Karl zu Karl!“ ins Leben gerufen, die eine Umbenennung der Straße fordert. Sie soll künftig nach dem Juristen Karl-Heinrich Ulrichs benannt werden, für Historiker der „erste Schwule der Weltgeschichte“: Ulrichs forderte bereits auf dem Deutschen Juristentag 1867 in München die Abschaffung aller Gesetze, die Lesben und vor allem Schwule diskriminieren sowie ihre staatliche und soziale Anerkennung. In Berlin hat Ulrichs 1846/47 Rechtswissenschaften studiert. Bis jetzt ist dem Pionier der Schwulenbewegung noch kein öffentlicher Platz gewidmet, während nach Magnus Hirschfeld bereits ein Uferweg benannt ist.

Dabei wird Ulrichs in anderen Städten schon gewürdigt: Seit 1998 gibt es im Münchner Glockenbachviertel, ebenfalls eine Gay Area, den Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz. In Bremen wurde Ulrichs 2002 ein Platz gewidmet, und Hannover hat seit 2006 eine Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße.

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Unterstützt wird die Initiative bereits von der SPD Berlin Tempelhof-Schöneberg, die in der Sache optimistisch ist: “Das Berliner Straßengesetz vom 29.11.2005 sieht Umbenennungen zur Beseitigung von Straßennamen aus der Zeit von 1933 bis 1945 vor, insofern diese nach aktiven Gegnern der Demokratie und zugleich Wegbereitern bzw. Verfechtern der nationalsozialistischen Ideologie benannt wurden”, erklärt Melanie Kühnemann, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung Berlin Tempelhof-Schöneberg, gegenüber dem Blog „ondamaris“. Jetzt bremst allerdings die CDU: Die Christdemokraten wollen zunächst ein Gutachten, das prüfen soll, ob Karl von Einem als „Feind der Demokratie“ und „Wegbereiter des Nationalsozialismus“ gesehen werden kann.

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