Donnerstag, 28. März 2024
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Ein unrühmliches Ende nahm am Samstag der „Slavic Pride“, eine Parade russischer und weißrussischer Schwuler und Lesben in Minsk. Die bereits im Vorfeld verbotene Veranstaltung wurde bereits kurz nach ihrem Start von Polizei und Militär gestoppt. Trotzdem bezeichnete der russische Lesben- und Schwulenaktivist Nikolai Bajev die Parade als „kurz, aber sehr effektiv“.

Die etwa 40 Demonstranten aus Russland und Weißrussland wollten den Marsch trotz des Verbotes gegen 13 Uhr am vereinbarten Ort in der Nähe der Akademie der Wissenschaften starten. Da außer den Demonstranten und Medienvertretern auch ein Wagen der Polizei vor Ort war, entschieden sie sich, den Start auf später zu verschieben.

Als sie sich dann schließlich kurz vor 15 Uhr mit einer 12 Meter langen Regenbogenfahne auf den Weg machten, kamen sie nur bis zur ersten Kreuzung: Dort wurden die Paradenteilnehmer von Polizeiwagen umzingelt. Polizisten einer Sondereinheit mit schwarzen Baretten sollen auf sie zugerannt sein. „Ich habe noch nie so etwas gesehen“, berichtet der russische Lesben- und Schwulenaktivist Nikolai Alexejew über sein Handy der Homepage „UK Gay News“, die die Geschehnisse live mitbloggte. „Sie waren brutal und gewalttätig“, berichtete Aleksejew weiter: „Ich bin noch nie in meinem Leben so schnell gelaufen!“ Für ihn ist das Verhalten der Polizei „völlig überzogen“, da die Demonstration bis dahin absolut friedlich und geordnet verlaufen war.

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Gemeinsam mit anderen Teilnehmern konnte Alexejew flüchten. Hauptorganisator Sergej Androsenko nahm die Polizei kurz nach der Auflösung der Parade mit zwei oder drei anderen Teilnehmern in einem Café fest. Insgesamt dürfte es zwölf Verhaftungen gegeben haben.

Über das Schicksal der Verhafteten gibt es keine klaren Aussagen: Vier von ihnen dürften nach wenigen Stunden wieder freigelassen worden sein, weil die Polizei angeblich nicht genug Benzin hat, um sie ins Gefängnis zu bringen. Sie müssen heute vor Gericht erscheinen. „Es wird nur schlimmer für Euch, wenn Ihr nicht erscheint,“ sollen ihnen die Beamten angedroht haben. Sieben weitere Paradenteilnehmer werden vermutlich heute aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Zwei von ihnen benötigten ärztliche Hilfe, da sie bei der Verhaftung Verletzungen erlitten hatten. Ein achter Teilnehmer konnte aus der Polizeistation fliehen und nahm noch an der Pride-Party teil, bei der es zu keinen Zwischenfällen gekommen sein soll.

Nikolai Bajev, einer der Organisatoren der Moskauer Pride Parade, bezeichnete die Slavic Pride 2010 als „kurz, aber sehr effektiv“ und lobte den Heldenmut aller Teilnehmenden. Nikolai Alexejew pflichtet ihm bei: „Wir haben es geschafft, zu sagen, was wir sagen wollten, wir haben es geschafft, die große Regenbogenfahne zu entfalten und 10 Minuten durch Minsk zu tragen,“ fasst er die Slavic Pride trotzdem positiv zusammen.

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Anders als bei der Baltic Pride in Vilnius gab es diesmal keine internationalen Politiker und Aktivisten, die mitmarschierten. Die französische Botschaft empfahl ihren Staatsbürgern, an der Parade nicht teilzunehmen, da die Gefahr wegen der polizeilichen Untersagung zu groß sei. Nach der Polizeiaktion haben der Franzose Louis-Georges Tin, Präsident des Kommitees zum Internationalen Tag gegen Homophobie (IDAHO), und der schwule Bundestagsabgeordnete Volker Beck ihre Regierungen gebeten, sich auf diplomatischem Weg für die Verhafteten einzusetzen. Für die russischen Staatsbürger, die noch in Polizeigewahrsam sind, wird es diese Unterstützung wohl nicht geben: Ein Vertreter der Botschaft nahm zwar mit der Polizei Kontakt auf, erklärte aber, sie hätten an einer untersagten Veranstaltung teilgenommen und müssten sich deshalb vor den Behörden verantworten.

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