Donnerstag, 25. April 2024
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[Video] Steine, Eier und Tränengas bei Parade in Bratislava

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Trotz Gegendemonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen war die erste Lesben- und Schwulenparade in der slowakischen Hauptstadt Bratislava doch ein Erfolg: Mehr als 600 Teilnehmer der nach Wiener Vorbild „Regenbogenparade“ genannten Veranstaltung marschierten nach der Veranstaltung zu dem Theaterboot, auf dem die Abschlussparty stattfindet – mehr als sich die Organisatoren erwartet haben. Der Wermutstropfen: Den Weg vom historischen Hviezdoslavovo-Platz bei der Oper zum Boot mussten die Teilnehmer unter Polizeischutz antreten.

Rechte und konservative Kräfte haben alles versucht, um die Parade zu vereiteln: Zunächst mussten die Organisatoren den Marsch durch die Straßen absagen, da die Polizei nicht für die Sicherheit der Teilnehmer garantieren konnte: In der ganzen Innenstadt waren – quasi als urbane Guerilla-Taktik – kleine Gruppen Rechtsradikaler, die die Parade angreifen wollten. Deshalb wurde die gesamte Parade auf den Platz verlegt, auf dem ursprünglich nur die Abschlusskundgebung geplant war.

Die Polizei empfahl Paraden-Teilnehmern, die sich vom Platz entfernten, dringend auf alle lesbischwulen Symbole zu verzichten. Ein Jugendlicher, der trotzdem eine Regenbogenflagge auf seiner Tasche hatte, soll nach Informationen des Portals „akuálne.sk“ von Neonazis angegriffen worden sein. Dabei erlitt er Kopfverletzungen, ihm wurde auch die Digitalkamera gestohlen. Passanten, die ihm helfen wollten, wurden vom rechten Mob ebenfalls angegriffen. Teilnehmer vor Ort berichten außerdem von einem zweiten tätlichen Angriff in der Stadt.

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Doch auch die Veranstaltung am Hviezdoslavovo-Platz lief nicht ohne Probleme ab. Etwa 80 Gegendemonstranten protestierten gegen die Parade. Dazu aufgerufen hat die extremistische „Slovenska Pospolitost“ (Slowakische Gemeinschaft). Ihre Gegenveranstaltung fand unter dem Motto „Für die Zukunft der Familie, gegen Perverse“ statt.

Wie Yavus Kurtulmus, Mitbegründer des lesbischwulen Migrantenvereins „MiGaY“ der GGG.at-Redaktion berichtet, wurde die Grüne Europaabgeordnete und Co-Vorsitzende der LGBT Intergroup, Ulrike Lunacek, während ihrer Rede von Gegendemonstranten mit Steinen und Eiern beworfen. Die Polizei versuchte, gegen die Gegendemonstranten hart durchzugreifen, was ihr aber offenbar nicht gelang. Das brachte ihr Kritik vom deutschen Bundestagsabgeordneten Volker Beck ein: „Die Polizei in Bratislava ist offenkundig völlig überfordert. Es war ein Fehler, die Gegendemonstranten so nah an die Regenbogenparade zu lassen. Dabei war von vornherein absehbar, dass die Neo-Nazis die Strategie verfolgen, die Parade durch Gewalt zu sprengen“, sagte der Grüne zum schwulen Infoportal „queer.de“.

Gegen 17.00 Uhr – und damit eine Stunde früher als geplant – begann die Polizei, die Paraden-Teilnehmer vom Platz zu dem Boot zu eskortieren, auf dem die Abschlussparty stattfindet. Dazu mussten sie eine Donaubrücke von Gegendemonstranten räumen. Diese wehrten sich mit Steinen und Tränengas. Es gab auf beiden Seiten Verletzte. Kurtulmus berichtet GGG.at gegenüber, dass dabei sechs Rechtsradikale festgenommen wurden.

Der Weg vom Hviezdoslavovo-Platz zum Boot wurde für die Teilnehmer der Regenbogenparade dann doch noch so etwas wie eine kleine Entschädigung: Das Portal cas.sk berichtet, dass Passanten am Straßenrand die lesbischwulen Demonstranten freundlich begrüßten.

Auch die angegriffene Europaparlamentarierin Ulrike Lunacek sieht die Veranstaltung als Erfolg: „Die heutige Kundgebung, das Fest hier am Hauptplatz macht trotz der Bedrohung vielen Leuten, Mut. Und es ist ein erster Sieg, dass es überhaupt stattfindet.“, so die Grüne.

Politische Kritik an der Parade kommt von Ján Stola, dem Vorsitzenden der rechten Slowakischen Nationalpartei SNS: “Wir glauben, dass Sexualität nicht in die Öffentlichkeit gehört“, so der Politiker. Die Demonstranten hätten nicht nur moralische Werte in Gefahr gebracht, sondern hätten Gewalt provoziert und enorme Kosten für die Polizei verursacht, so Stola weiter, der im Vorfeld bereits gedroht hat: „Ich werde persönlich kommen, um sie anzuspucken“.

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