Samstag, 20. April 2024
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CDU-Politiker kritisiert CSD Leipzig und erntet Lob von der NPD

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Für Kopfschütteln sorgt derzeit Kai Hähner, Leiter des CDU-Ortsverbandes Chemnitz. Er wirft dem CSD Leipzig vor, Werbung für Homosexualität zu machen und Kinder vom rechten Weg abzubringen.

Grund für die Aufregung Hähners war ein Interview der CSD-Organisatoren mit dem öffentlich-rechtlichen Radiosender „MDR Info“. Danach schrieb er über das Kontaktformular der Website des CSD Leipzig eine Nachricht: „Durch Ihre öffentlichen Auftritte und das Zuschaustellen Ihrer Lebensweise gilt Homosexualität inzwischen als ‚trendy‘. Und somit verleiten Sie Jugendliche, die sich in einer sexuellen Findungsphase befinden“, fürchtet der konservative Politiker um die Moral des sächsischen Nachwuchses.

Die Sensibilisierung von jüngeren Kindern, zum Beispiel durch Kinderbücher, in denen ein Kind zwei Mütter hat, ist für Hähner eine „unerträgliche Unverschämtheit“, die er sogar mit aller Härte des Gesetzes verhindern will: „Sollte dies in diesem Land tatsächlich passieren und Kinder schon im Vorschulalter mit Homosexualität konfrontiert werden, werde ich der erste sein, der die Verantwortlichen vor Gericht bringt“, droht der CDU-Politiker. Gegen welches Gesetz so ein Buch verstoßen würde, kann Hähner aber nicht sagen. Sein Rat an die Organisatoren des CSD Leipzig: „Leben Sie, wie Sie wollen, im Privaten und lassen Sie andere mit Ihrer Abnormalität in Ruhe.“

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Der sächsische CDU-Generalsekretär und Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer nannte die Äußerungen seines Chemnitzer Parteifreundes „indiskutabel“ und eine Privatmeinung Hähners. Für die sächsischen Jungliberalen ist die Aussage des CDU-Politikers ein „Angriff auf eine liberale und tolerante Gesellschaftsordnung, so Marcus Viefeld, Chef des FDP-Jugendverbandes in Sachsen.

Auch die SPD kritisiert Hähners Aussagen: „Er stellt sich demonstrativ gegen die legitimen Rechte von Minderheiten und bedroht obendrein Toleranz, Vielfalt und Aufklärung mit Klagen“, so SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Friedel. Und für die Linkspartei enthält die Mail Hähners „unerträgliche homophobe Äußerungen“. Man wolle prüfen, ob der Tatbestand der Volksverhetzung gegeben sei und forderte den Politiker auf, alle seine Ämter zurückzulegen.

Mehr als die Kritik zu seinen Aussagen sollte Hähner allerdings zu denken geben, wer sie unterstützt: Die rechtsnationale NPD lobt den Christdemokraten. „In der Öffentlichkeit haben sich Schwule und Lesben als Ausreißer der Natur, als Panne der Humanevolution, aber absolut zurückzunehmen. Deshalb ist es eine Schande, daß auch in Sachsen eine vorgeblich konservative CDU widerlichen Selbstinszenierungsveranstaltungen wie dem Christopher Street Day ihren Segen gibt“, erklärt die Chemnitzer NPD-Stadträtin Katrin Köhler, eine Dame mit zwei streng geflochteten Zöpfen, die sich „an der Seite von Herrn Hähner“ sieht, „der scheinbar als einziger in der Chemnitzer CDU noch das Anstands- und Ästhetikgefühl der Menschen nachempfinden kann.“

Hähner selbst war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er gab sich aber „überrascht, was das für Wellen geschlagen hat“. Die nicht als öffentliche Äußerung gedachte Mail habe er „bewusst provokativ geschrieben, um eine Reaktion zu bekommen“.

Dem entsprechend ist es auch dem CSD Leipzig unangenehm, dass die Nachricht Hähners „auf Wegen, die noch ungeklärt sind, doch an die Öffentlichkeit gelangte, (…) da dadurch der begonnene persönliche Dialog erstmal unterbunden wurde“, wie es in einer Pressemitteilung heißt: Auf die Mail Hähners antwortete die gleichstellungspolitische Referentin der Stadt Leipzig, Kathrin Darlatt, im Namen des CSD Leipzig und bot ihm ein Gespräch an – das dieser auch annahm und fast eine viertel Stunde mit Darlatt am Telefon diskutierte. „‚Homophobie ist heilbar‘ – aber nicht durch Bloßstellen!“, fassen die CSD-Veranstalter die Vorgänge rund um die Nachricht Hähners mit ihrem diesjährigen Motto zusammen.

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