Donnerstag, 18. April 2024
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Homo-Eltern in niederländischen Schulbüchern?

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Die Niederlande wollen einen Schritt weitergehen, wenn es darum geht, Homosexualität gesellschaftlich zu integrieren. Diesmal geht es darum, dass gleichgeschlechtliche Elternpaare in Schulbüchern vorkommen sollen.

Die Idee dazu kommt vom neuen Amsterdamer Bürgermeister Eberhard van der Laan: „Kindern muss einfach beigebracht werden: Es ist in den Niederlanden normal, dass zwei Männer auf der Straße Hand in Hand laufen“, zitiert die Tageszeitung „Volkskrant“ den Bürgermeister. Bereits in der Volksschule sollten Schüler lernen, dass es über die heterosexuelle Kleinfamilie hinaus andere Lebensentwürfe gebe, meint der Bürgermeister.

Ein großer Schulbuchverlag der Niederlande, Noordhoff Uitgevers, ist dem Vorschlag positiv eingestellt: „Wenn es in Lesebüchern zum Beispiel um den Familienurlaub geht, sieht man auf Zeichnungen Kinder mit Vater und Mutter. Das geht doch auch anders“, erklärt Verlagsdirektor Frans Grijzenhout. Noordhoff Uitgevers wollen deshalb zukünftig in ihren Büchern auch Familien vorkommen lassen, in denen Kinder gleichgeschlechtliche Eltern haben.

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Dann werden in einem Mathematik-Lehrbuch wohl zukünftig die Aufgaben anders aussehen: „Papa und Papa kaufen ein Meerschweinchen. Die Tierhandlung gibt auf den Preis von 17,95 Euro einen Rabatt von 20 Prozent. Wie viel müssen Jans Väter bezahlen?“, könnte eine der Fragestellungen sein.

„Lehrbücher sind immer mit unserem Alltag verbunden“, so

Grijzenhout weiter. Längst seien bereits auch muslimische Mädchen mit Kopftüchern oder andere Repräsentanten fremder Kulturkreise in den Lehrbüchern zu finden: „Auf ähnliche Weise machen wir für Kinder auch Homosexualität erkennbar.“

Der Vorstoß des Bürgermeisters hat einen traurigen Hintergrund: Denn mittlerweile ist es sogar in der ehemaligen Schwulen-Hauptstadt Amsterdam nicht mehr „normal, dass zwei Männer auf der Straße Hand in Hand laufen“: Beschimpfungen, Anpöbelungen und sogar Überfälle auf Homosexuelle in Amsterdam haben in den letzten Jahren zugenommen. Laut van der Laan gehe die Gewalt oft von Jugendlichen mit marokkanischen Wurzeln aus – Wohlstandsverlierern, die sich noch nie wirklich mit dem Thema Homosexualität beschäftigt haben und ein Ventil für ihren Frust suchen. Deshalb sei es „deprimierend“, dass drei von fünf Schülern in einer Umfrage angaben, in ihrer Pflichtschulzeit nie etwas über Homosexualität gehört zu haben.

In der Volksschule will van der Laan deshalb beginnen, weil dann der richtige Zeitpunkt sei „vorurteilsfrei über Werte und Normen“ zu diskutieren. In der Pubertät sei dies nicht mehr möglich.

Der Niederländische Lesben- und Schwulenverband COC begrüßt den Vorstoß: Schon längst hätte man mit der „Hetero-Normativität in Schulbüchern“ Schluss machen müssen, heißt es in einer Stellungnahme. Aufgrund der Zunahme der homophoben Gewalttaten in den Niederlanden sei es umso wichtiger, dass schon in Schulbüchern „Männer-Paare und Frauen-Paare als etwas ganz Normales dargestellt sein werden“, heißt es bei der COC.

Erwartungsgemäß ablehnend reagiert die Kirche auf den Vorstoß des Bürgermeisters. „Der Schule darf nicht die Homo-Emanzipation aufgezwungen werden“, forderte das „Reformatorisch Dagblad“, die wichtigste Zeitung orthodox-protestantischer Christen in den Niederlanden. Und die Vereinigung für christlich-reformierte Bildung (VGS) machte klar, dass es an ihren Schwulen auf keinen Fall „Homo-Schulbücher“ geben werde.

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