
Nicht nur Liebe kann blind machen: Französische Wissenschafter warnen davor, dass besonders das unter Schwulen beliebte Poppers zu einer verminderten Sehfähigkeit führen kann.
Patienten verloren durch Poppers einen Teil ihrer Sehkraft
Gemeinsam mit vier weiteren Kollegen hat Michel Paques von Quinze-Vingts-Krankenhaus in Paris einen Fachartikel im „New England Journal of Medicien“ veröffentlicht. „Wir glauben, genug Beweise gesammelt zu haben, um die Öffentlichkeit über die schädliche Wirkung zu informieren, die Poppers auf die Augen hat“, ist sich Paques sicher.
In dem Artikel beschreibt er die Krankheitsgeschichte von vier Patienten, die in den letzten drei Monaten durch Poppers einen Teil ihrer Sehkraft verloren haben dürften. Die französischen Mediziner vermuten, dass die Substanz die Zellen der Netzhaut schädigen kann.
Sehkraft einer 27-jährigen Französin für immer stark reduziert
Bei einem der beschriebenen Fälle handelt es sich um eine 27-jährige Frau, die auf einer Party Poppers der Marke „Jungle Juice“ geschnüffelt und dazu Spirituosen getrunken hat. Am nächsten Tag bemerkte sie Schwierigkeiten beim Lesen.
Elf Tage später ging sie zum Augenarzt, weil sie einen hellen Fleck in der Mitte ihres Sichtfeldes sah – genau an jener Stelle, an der die lichtempfindlichsten Zellen sitzen, die für das Detailsehen zuständig sind. Der Schaden blieb: Die Patientin berichtet, dass Buchstaben nun doppelt so groß sein müssen, damit sie diese erkennen kann.
Und sie ist kein Einzelfall: Ein weiterer Gast dieser Party konnte sogar den gelben Punkt auf seiner Netzhaut sehen. Auch zwei weitere Patienten zeigten ähnliche Symptome. Von den insgesamt vier Betroffenen besserten sich nur bei der Hälfte die Beschwerden, nachdem sie ihren Poppers-Konsum eingeschränkt hätten, so Paques.
Ärzte kennen den Grund für die Häufung der Fälle noch nicht
Warum die Probleme mit Poppers in Frankreich innerhalb so kurzer Zeit angestiegen sind, wissen die Ärzte selbst nicht. Denn vor den nun gemeldeten Fällen gab es in den letzten zehn Jahren nur zwei Berichte über einen Sehverlust durch Poppers. Die Ärzte vermuten hinter den neuen Fällen eine stärkere Nutzung der Partydroge, stärkere Sorten oder bessere Diagnosemöglichkeiten der Ärzte. Sie können aber auch nicht ausschließen, dass in Frankreich gepanschtes Poppers verkauft wurde, das die beschriebenen Schäden begünstigt.
Medizinisch könnte hinter dem Sehverlust durch die Schnüffeldroge Stickstoffmonoxid stecken, das im Dampf der Fläschchen vorkommt. Dieses könnte die Photorezeptoren der Augen schädigen.
Damit verliert Poppers immer stärker den Ruf, eine harmlose Droge zu sein. In Verbindung mit anderen Drogen oder Potenzmittel wie Viagra kann das Schnüffeln an den kleinen Fläschchen lebensgefährlich sein – ein plötzlicher Blutdruckabfall kann sogar tödlich enden.