Mittwoch, 27. März 2024
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Anti-Homo-Kirche verteidigt Attentat auf US-Abgeordnete

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Das Attentat von Tucson erschüttert nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika: Ein offenbar geistig verwirrter 22-Jähriger schoss die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords vor einem Einkaufszentrum bei einer Bürger-Sprechstunde nieder. Danach schoss er durch die Menge. Dabei starben sechs Unschuldige, zahlreiche weitere Menschen wurden im Kugelhagel verletzt. Das ganze Land ist in Trauer. Nur nicht die Westboro Baptist Church (WBC), die immer wieder durch Hasstiraden, vor allem gegen Lesben und Schwule, auffällt.

„Danken wir Gott für den Schützen! 6 tot!“, steht in Großbuchstaben auf der Homepage der Kirche rund um den Prediger Fred Phelps. Um dann noch deutlicher zu werden: „Gott hat den Schützen geschickt!“ Das Attentat auf die Abgeordnete, bei dem auch ein Bundesrichter starb, sei die Rache Gottes gegen Schritte, die Gesetzgeber und Gerichte gegen die WBC eingeleitet haben: „Diese Nation voll Hass hat gewalttätige Veteranen auf die Diener Gottes bei der WBC losgelassen – in der Hoffnung, unsere großzügigen Warnungen zum Verstummen zu bringen, Gott zu gehorchen und vor seinem kommenden Zorn zu flüchten.“ Diese „großzügigen Warnungen“ bestanden unter anderem auch aus „God hates fags“-Schildern, mit denen WBC-Aktivisten auch die Begräbnisse gefallener US-Soldaten gestört haben.

Dem entsprechend hält sich auch das Mitgefühl mit den Opfern und ihren Angehörigen in engen Grenzen: „Euer Bundesrichter ist tot und eure (schwuchtelfördernde, baby-tötende, stolz sündigende) Kongressabgeordnete kämpft um ihr Leben. Gott rächt sich an diesem ungehorsamen Haus! Die WBC betet für Eure Zerstörung – mehr Schützen, mehr tote Körper, die sich auftürmen, junge und alte, Führer und Gefolge – alle“, lässt die kleine Splitterkirche keinen Zweifel an ihrer Einstellung.

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Besonderer Dorn im Auge dürfte der WBC auch die Einstellung Giffords gegenüber Lesben, Schwulen und Transgendern gewesen sein: Die Demokratin galt in diesem Punkt als sehr tolerant. Als im Dezember das Parlament ein Ende des Homo-Verbotes in der US-Armee beschloss, twitterte sie „Das ist ein herrlicher Tag“. Vielleicht rettete Gifford ihre Unterstützung für Lesben und Schwule auch ihr Leben: Denn jener Mann, der der verletzten Kongressabgeordneten als erster zur Hilfe kam, war ein offen schwuler Volontär.

Der 20-jährige Daniel Hernandez war seit nicht einmal einer Woche im Freiwilligenteam rund um die Politikerin, als er die Schüsse vor dem Einkaufszentrum von Tucson hörte. Sekunden später begann er, der eine Ausbildung als Krankenpfleger-Assistent hat, bei den Verwundeten den Puls zu fühlen. Als er bei Gifford angekommen war, hob ihren Kopf, damit sie leichter atmen konnte. Dann hat er mit seiner Hand gegen ihre Stirn gedrückt, um so die Blutung der Wunde einzubremsen. „Sie war bei Bewusstsein, konnte aber nicht reden, also hat sie mit mit kommuniziert, indem sie meine Hand gedrückt hat“, erinnert sich Hernandez an den Augenblick. „Für mich war es das Wichtigste, sie so lange wie möglich bei Bewusstsein zu halten und mit ihr zu kommunizieren… Die ganze Zeit, während ich bei der Abgeordneten war, hat sie geantwortet“, erzählte der Retter dem Nachrichtensender CNN. Hernandez begleitete sie auch ins Krankenhaus.

Als Held sieht sich Hernandez, der in Tucson im städtischen Beirat für LGBT-Fragen sitzt, trotzdem nicht: „Ich glaube nicht, dass ich einer bin. Ich glaube, Menschen, die Helden sind, sind Menschen wie Gabby, die ihr Leben in den Dienst der Öffentlichkeit gestellt haben. Es macht mich glücklich, zu wissen, dass ich ihr auf jedem erdenklichen Weg helfen konnte.“

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