Auch in der Türkei sind am Sonntag Lesben und Schwule für ihre Rechte auf die Straße gegangen: Bereits zum neunten Mal fand die Istanbul Pride statt, nach Angaben der Veranstalter die einzige derartige Veranstaltung in einem mehrheitlich mulimischen Land.
Mehrere tausend Teilnehmer forderten mehr Rechte für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender, machten mit Trillerpfeifen auf sich aufmerksam und wehten mit Regenbogenflaggen. Sie trugen Schilder mit Slogans auf englisch und türkisch, unter anderem „Wir sind überall, gewöhnt euch daran“ oder „Tanze, tanze gegen Homophobie, tanze“.
Einige Teilnehmer erinnerten auch an Ahmet Yildiz. Der 26-Jährige wurde im Jahr 2008 auf offener Straße in Istanbul erschossen. Das Verbrechen gilt als erster öffentlicher Ehrenmord an einem schwulen Türken, Yildiz‘ Vater soll quer durch das Land gereist sein, um seinen Sohn umzubringen.
Für kurzfristigte Aufregung bei der Parade sorgte eine von diesem Marsch unabhängige Demonstration von kurdischen Aktivisten in der Nähe der Paradenroute. Die Kurden flohen nach einem Tränengasangriff der Polizei, Teile des Gases strömten in Richtung der Lesben und Schwulen und störten die Parade. Die flüchtenden Kurden wurden nach einem Bericht des Nachrichtensenders CNN von Paradenteilnehmern mit Applaus begrüßt.
Die Parade in Istanbul zeigte auch, dass Homosexualität und Islam kein Widerspruch sein müssen: So tanzte in der Menge auch ein Frauenpärchen, beide mit Kopftuch. „Religion ist nichts in Stein gemeißeltes“, sagte eine der Frauen der Presse: „Sie wurde im Laufe der Geschichte immer wieder interpretiert, wird jetzt auch interpretiert und muss sich weiterentwickeln“.
Viele Teilnehmer marschierten mit, um Homosexualität in der Türkei ein Gesicht zu geben. „Die dickbäuchigen Männer mit ihren Schnauzbärten schauen uns an und versuchen, herauszufinden was da passiert. Sie lernen gerade, was ein Regenbogen ist“, sagte die 23-jährige Natalie Aslan.