Dienstag, 23. April 2024
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Stadt Wien will Rechte von Regenbogenfamilien stärken

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Die Stadt Wien will sich stärker dafür einsetzen, dass sich gleichgeschlechtliche Paare ihren Kinderwunsch erfüllen können. Das hat die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger heute bei einer Pressekonferenz im Rahmen einer internationalen Fachkonferenz über Regenbogenfamilien angekündigt.

Derzeit ist die rechtliche Lage nicht zufriedenstellend. Das Gesetz zur Eingetragenen Partnerschaft „ignoriert den Kinderwunsch von Schwulen und Lesben völlig“, kritisiert Frauenberger. Deshalb wird die Koalition aus SPÖ und Grünen noch im November im Landtag einen Resolutionsantrag beschließen, der den Bund auffordert, die Gesetze dem entsprechend zu ändern. Außerdem soll der Antrag eine Aufforderung an den Nationalrat enthalten, die Ehe für Lesben und Schwule zu öffnen und Diskriminierungen im Namensrecht zu beseitigen.

Geht es nach der Stadt Wien, sollen Lesben in einer Eingetragenen Partnerschaft „Zugang zu medizinisch unterstützter Fortpflanzung“ – also künstlicher Befruchtung – bekommen. Auch soll das Adoptionsverbot für Eingetragene Partner nach dem Wunsch der rot-grünen Stadtregierung fallen.

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Zuständig dafür ist allerdings die Bundesregierung, in der die SPÖ mit der konservativen ÖVP zusammen regiert. Dort, wo die Stadt Wien etwas ändern kann, hat sie es schon getan – etwa bei Pflegefamilien. So bemüht sich das Magistrat schon seit mehr als 15 Jahren aktiv um schwule und lesbische Paare, die Pflegekinder aufnehmen wollen.

Frauenberger bedauerte zutiefst, „dass wir den Aspekt der Regenbogenfamilien nicht integrieren konnten“. Als Regenbogenfamilie gelten sowohl schwule und lesbische Alleinerzieher als auch Familen mit zwei Mamas oder Papas. In Regenbogenfamilien gibtes oft ganz unterschiedliche Zugänge, Familie zuplanen, zu gründen und zu leben. „Und all diesen Lebensrealitäten gilt es, rechtliche Rahmenbedingungen ohne Diskriminierungen zu bieten“, meint die neue Sprecherin der Grünen Wien für Lesben, Schwule und Transgender-Personen, Jennifer Kickert.

Wie viele Kinder in Österreich in Regenbogenfamilien leben, ist unklar. Schätzungen gibt es allerdings für Deutschland, wo rund 30.000 Kinder bei offen schwulen oder lesbischen Eltern aufwachsen dürften.

Protest gegen die Pläne der rot-grünen Stadtregierung kommen erwartungsgemäß von der FPÖ Wien. Deren Jugendsprecher Dominik Nepp spricht der Fachtagung in einer Presseaussendung den wissenschaftlichen Charakter ab und nennt den Wunsch gleichgeschlechtlicher Paare, ein Kind aufziehen zu wollen, „egoistisch“: „Wie es den Kleinen dabei geht, wenn sie mit zwei Mamas oder zwei Papas konfrontiert sind, ist offenbar egal. Das gefährdet die gesunde Entwicklung“, ist sich Nepp sicher.

Dem widerspricht ein international anerkannter Experte: Kinder nehmen durch diese Familienmodelle keinen Schaden, betont der Psychologe Dominic Frohn. Er hat die Situation von Regenbogenfamilien aus Köln beobachtet. Seine Schlussfolgerung: Es gebe keine Auswirkungen auf die Geschlechteridentität – die Kinder würden nicht häufiger schwul, lesbisch oder bisexuell als ihre Altersgenossen in klassischen Vater-Mutter-Kind-Familien. „Sie probieren allerdings mehr aus und sind später sogar gefestigter“, erklärte Frohn. Hinsichtlich der Geschlechterrolle trete zudem ein „breiteres Verhaltensrepertoire“ zutage: „Da dürfen Mädchen auch mal aggressiv sein und Buben weinen“, so der Psychologe.

Links zum Thema

  • homoehe.GGG.at: Alle Informationen zur Eingetragenen Partnerschaft

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