Donnerstag, 28. März 2024
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Wegen schwulenfeindlicher Äußerungen wurde in Frankreich der Parlamentarier Christian Vanneste aus der Regierungspartei UMP geworfen.

Der 64-jährige hatte behauptet, dass aus Frankreich keine Homosexuellen in Konzentrationslager deportiert wurden.

„Es gibt die berühmte Legende von der Deportation der Homosexuellen“, sagte Vanneste in einem Interview, das auf der Homepage von “Liberté Politque” veröffentlicht wurde. Und er fuhr fort: „Offenbar hatte Himmler persönlich eine Rechnung mit den Homosexuellen zu begleichen. Es gab Unterdrückung und Deportation in Deutschland, aber nicht anderswo. Anders als in den drei annektierten Regionen wurden Homosexuelle nicht aus Frankreich deportiert.“

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Dem widersprechen die Tatsachen: Während des Nationalsozialismus wurden europaweit zwischen 5.000 und 15.000 Schwule in Konzentrationslager deportiert. Aus Frankreich seien 63 Homosexuelle deportiert worden, erklärte der Historiker Mickael Bertrand, der eine umfangreiche Studie zu dem Thema geleitet hatte. Allerdings könnte eine unbekannte Zahl von Homosexuellen auch aus anderen Gründen deportiert worden sein, zum Beispiel weil sie Juden oder Widerstandskämpfer waren.

Auch sonst gab Vanneste in dem Interview seine wirren Vorstellungen zu Homosexualität wider: So sagte er unter anderem, dass Schwule eine “kleine Präferenz” für jüngere Männer haben, wenn diese sich ähneln und ein Alter zwischen 17 und 20 Jahre haben.

Der Vorsitzende der UMP, Jean François Cope, handelte sofort: Gestern nannte er die Äußerungen „zutiefst schockierend“ und „inakzeptabel“. Die Parteiführung verurteilte die Aussagen einstimmig. Mehrere Regierungsmitglieder sowie die oppositionellen Sozialisten distanzierten sich. Cope schmiss Vanneste aus der Partei, der Ausschluss muss noch bei der nächsten Sitzung des entsprechenden Gremiums bestätigt werden.

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Vanneste versuchte noch zurückzurudern, indem er erklärte: “Wenn meine Kommentare zu ungenau waren, dann belegen sie mir das und ich werde sie unverzüglich zurücknehmen und mich entschuldigen.“ Doch glaubhaft ist dieses Angebot nicht. Denn es ist nicht das erste Mal, dass Vanneste durch extrem schwulenfeindliche Aussagen auffällt: Im Jahr 2005 hatte er bereits Homosexualität als „Gefahr für den Fortbestand der Menschheit“ bezeichnet. Dafür wurde er ein Jahr später als erster französischer Politiker wegen homophober Aussagen verurteilt. Das Urteil wurde allerdings mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit zwei Jahre später wieder aufgehoben.

Ob Vanneste nun wieder seinen Kopf aus der Schlinge ziehen kann, ist fraglich. Für den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten François Hollande sind die Aussagen Vannestes “nicht nur homophob, sondern auch als Leugnung des Holocaust” – und das kann auch in Frankreich mit Gefängnis bestraft werden.

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