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‚Homos verantworten mehr als sechs Millionen Aids-Tote‘

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Und wieder sorgt ein Pfarrer mit seinen Aussagen gegen Homosexualität für Aufregung: In einer Beilage zum Pfarrblatt bezeichnet Karl Tropper, Pfarrer von St. Veit am Vogau in der Südsteiermark, Homosexualität als unnatürlich und krank.

Wie die „Kleine Zeitung“ berichtet, bekamen die 2.500 Leser des Pfarrblattes in einer Beilage pseudowissenschaftliche Erkenntnisse zur Homosexualität präsentiert. Sie sei „nach biologischer und psychologischer Erkenntnis“ um eine Krankheit, eine „Triebverirrung“. Es handle sich bei Homosexualität um eine „erworbene Sexualneurose, die die Lebens- und Arterhaltungsfunktionen“ störe, ist zu lesen.

Lesben und Schwule seien, so Pfarrer Tropper, „unglückliche, ruhelose Menschen“, denen die Einsicht fehle. Der Höhepunkt des Kampfpamphlets: Homosexuelle hätten „mehr als sechs Millionen Aids-Tote“ zu verantworten.

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Auch die Bibel wird in der Beilage zum Pfarrblatt ausführlich zitiert. Der „Alte Bund“, das alttestamentarische Bündnis Gottes mit dem Volk Israel, schreibe für diese „Verirrung“ die Todesstrafe vor. Von der „Kleinen Zeitung“ darauf angesprochen, ist Tropper uneinsichtig: „Was ist da falsch?“, fragt er.

Ins Rollen gebracht hat den Fall ein 25-jähriger Lehramts-Student der römisch-katholischen Theologie, für den der Text hetzerisch und diskriminierend ist. Er hat die zuständigen Stellen von der Pfarrbrief-Beilage informiert. Die Freude darüber hält sich bei Pfarrer Tropper erwartungsgemäß in Grenzen: „Es ist gesund für ihn, nachzudenken“, lässt der Geistliche dem Studenten ausrichten.

Und auch bei der Sonntagsmesse bekräftigt der Pfarrer seine Meinung: Wie der ORF Steiermark berichtet, sagte er beim Gottesdienst, die Wahrheit sei offenbar Diskriminierung. Seine Schäfchen stehen hinter ihm: „Er ist der, der uns aufklärt und leider Gottes, unter Anführungszeichen, uns 20 von Jahren voraus ist und ein Visionär ist“, streut eine Kirchgängerin ihrem Hirten Rosen.

Für Heinz Schubert von der Arbeitsgemeinschaft Homosexualität und Glaube (HuG) Steiermark ist das Maß nun voll. Denn: „Er veröffentlicht seit Jahren immer wieder hetzerische Artikel gegen Schwule und Lesben. Wenn die Kirche glaubwürdig sein möchte, sind disziplinäre Maßnahmen gegen diesen Priester daher höchst an der Zeit.“

Bereits vor sieben Jahren soll Tropper in einer Beilage des Pfarrblattes behauptet haben, dass die Verwüstungen von New Orleans durch den Hurrikan Katrina in Verbindung mit dem dortigen Lesben- und Schwulenfestival „Southern Decadence“ stünden. Ein Jahr danach konnten seine Schäfchen im Pfarrblatt die zweiteilige Artikelserie „Wie aus einer Perversion eine Tugend wurde“ lesen, die „von pseudowissenschaftlichen Un- und Halbwahrheiten über Homosexualität nur so strotzt“, wie Schubert erklärt.

Nun fordert die HuG Steiermark von Diözesanbischof Egon Kapellari Konsequenzen: „Nachdem Pfarrer Tropper sich allein durch Gespräche nicht davon abhalten lässt, fortwährend gegen gleichgeschlechtlich liebende Menschen zu hetzen und damit nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Familien und Freunde zutiefst verletzt, ersuchen wir Sie als Diözesanbischof in Ihrer Verantwortung als Hirte aller Glieder der römisch-katholischen Kirche, zu denen auch homosexuelle Männer und Frauen zählen, dem Treiben von Pfarrer Tropper Einhalt zu gebieten und ihn von seiner Pfarre abzuberufen“, fordert die HuG Steiermark in einem offenen Brief.

Die Diözese Graz-Seckau distanzierte sich zwar noch am Sonntag von Troppers Aussagen. Handlungsbedarf sieht man aber offenbar nicht. Georg Plank, Sprecher von Bischof Kapellari, erklärte, man habe „immer wieder Probleme mit dem an sich verdienstvollen Seelsorger“, wenn es um die Themen Islam oder Homosexualität gehe: „Er befindet sich nicht auf Linie der Weltkirche und der Diözese“. Auch Johannes Ulz vom Pastoralamt stellt klar: „Durch die Beilage des jüngsten Pfarrblattes der Pfarre St. Veit am Vogau fühlen sich homosexuelle Menschen diskriminiert, verletzt und verhetzt, gedemütigt und entwürdigt.“ Die Würde einer Person sei unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Über Konsequenzen für Pfarrer Tropper wurde nicht gesprochen.

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