Freitag, 19. April 2024
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Nackte Männer von Pierre & Gilles empören Wiener Bevölkerung

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Die Wiener haben offenbar ein Problem mit den Werken der schwulen Künstlerikonen „Pierre et Giles“ – zumindest mit ihrem Bild „Vive la France“. Dieses zeigt drei Männer unterschiedlichen ethnischen Ursprungs, nur mit Fußballsocken und -schuhen in den Farben der französischen Tricolore bekleidet. Das Leopold Museum im MQ möchte mit dem Plakat Werbung für die Ausstellung „Nackte Männer. Von 1800 bis heute.“ machen, die ab 19. Oktober zu sehen ist. Doch mit Penissen im öffentlichen Raum haben die Wiener offenbar ein Problem – die Plakate wurden zensiert oder überklebt.

Nackte Männer am Plakat ein Problem – nackte Frauen in der Zeitung nicht

Mit ihrem Motiv wollen „Pierre et Gilles“ Toleranz und Multikulturalität ein Denkmal setzen. Doch beides scheint in Wien nicht gut anzukommen: Ein Sturm der Entrüstung erreichte sowohl das Leopold Museum als auch einige Boulevardzeitungen. „Ein Skandal, weil dies auch vorbeigehende Kinder sehen“, empört sich eine Leserin via E-Mail bei der Gratis-Tageszeitung „Heute“. Dabei stehen die drei Männer nur nackt da – kein Penis ist erigiert, und auch vorbeigehende Männer dürften bei der Ansicht des Plakats keinen Minderwertigkeitskomplex bekommen. Dass auch „Heute“ jeden Tag ein unbekleidetes Pin-Up abdruckt, dürfte der empörten Dame wohl entgangen sein.

Die Reaktionen, die das Museum bekommen hat, reichten von „erbärmlich“ über „gehirnlos“ bis „pornographisch“, so ein Sprecher des Museums. „Vor allem muslimische und streng katholische Bürger“ hätten sich bei der Polizei beschwert, berichtet die Tageszeitung „Österreich“. Übrigens regten sich mehr Frauen als Männer auf – und diese kamen mehrheitlich aus den Wiener Arbeiterbezirken Brigittenau, Floridsdorf und Favoriten – nicht gerade klassische Besucherschichten des Leopold Museums.

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Leopold-Museum reagiert auf Proteste

Im Leopold-Museum kann man die Aufregung nicht verstehen: „Wir wollen niemanden verletzen und weder Kinder noch Erwachsene verstören. An sich handelt es sich lediglich – passend zum Thema der Ausstellung – um die künstlerische Darstellung von drei nackten Männern. Wenn manche es nicht ertragen, einen nackten Menschen zu sehen, ist das zu respektieren“, resigniert ein Sprecher vor den Reaktionen. Offensichtlich sei „die Unmittelbarkeit der Fotografie“ ein Problem.

Die Plakate wurden nun – wo nicht schon empörte Bürger Hand anlegten, zensiert. Einige Plakate, vor allem in der Nähe von Schulen, wurden nun überklebt: Durch ein Motiv von Egon Schiele, den wichtigsten Künstler des Leopold Museum. Dessen Motiv: Ein nackter Mensch. Aber weiblich, und gezeichnet.

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