Ein richtungsweisendes Urteil hat ein Gericht in Istanbul gesprochen: Es bezeichnete schwulen Sex als „natürlich“ und widersprach damit einem Urteil des Obersten Gerichtshofs der Türkei.
Sind schwule Sex-Pornos „widernatürlich“?
Angeklagt war Mann, der 125 Porno-DVDs mit schwulem und Gruppensex verkaufen wollte. Das türkische Strafrecht verbietet Besitz, Handel und Veröffentlichung von „widernatürlichen“ Sex-Videos und ahndet dieses Verbrechen mit bis zu vier Jahren Haft.
Doch schwuler Sex sei nicht unnatürlich, urteilte Richter Mahmut Erdemli. Die sexuelle Orientierung kann nicht als unnatürlich angesehen werden und sollte respektiert werden.
Richter nimmt Europa und Nordamerika als Vorbild
Das sieht auch die Rechtsprechung in Europa und Nordamerika so, fügte Erdemli hinzu: „In modernen Ländern können Homosexuelle heiraten“, sagte er „Haber Türk“. „Internationale Bestimmungen verbieten die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Präferenz, und so ist es eine Verpflichtung, ihre sexuelle Orientierung zu respektieren“, so der Richter weiter.
Damit widerspricht er dem türkischen Höchstgericht, das schwulen Sex in einer vorhergehenden Entscheidung als „widernatürlich“ eingeordnet hat. Die Entscheidung des Richters ist nicht bindend, hat in der Türkei aber erneut eine Diskussion in Gang gesetzt.
Angeklagter wurde trotzdem verurteilt
Deshalb könnten auch die Videos nicht als „widernatürlich“ angesehen werden – im Gegensatz zu zum Beispiel Sex mit Toten oder Tieren. Straffrei geht der Angeklagte aber trotzdem nicht aus: Wegen dem unerlaubten Verkauf von Pornografie wurde er zu acht Monaten Haft verurteilt.