Freitag, 19. April 2024
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‚Berliner Erklärung‘ gegen Homophobie im Fußball

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Statistisch müssten bei 400 Fußballprofis in Deutschland etwa 30 schwul sein. Auch in England soll es mindestens acht schwule Fußballer geben. Geoutet hat sich bis jetzt kein einziger. Das möchte die Berliner Erklärung „Gemeinsam gegen Homophobie“ nun ändern. Unterstützt wird sie unter anderem vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und einzelnen Bundesliga-Vereinen wie Bayern München.

Fußballer-Outing nur mehr eine Frage der Zeit?

Ins Leben gerufen wurde die Stiftung „Fußball für Vielfalt“ im vergangenen Jahr, um langfristig Vorurteile abzubauen. Für deren Geschäftsführer Jörg Litwinschuh ist ein Fußballer-Outing in Deutschland nur mehr eine Frage der Zeit: „Fußball kann zum Motor für Veränderung werden. Mit der Initiative wollen wir die Menschen zum Umdenken bewegen“, sagte er in Berlin bei der Vorstellung der Erklärung.

Auch der DFB möchte schwulen Fußballspielern das öffentliche Coming Out erleichtern. Er präsentierte auf seiner Homepage eine 27-seitige Broschüre zu diesem Thema. An ihr wurde ein gutes halbes Jahr gearbeitet. Sie soll Hilfestellung für homosexuelle Fußballspieler geben und umfasst Informationen, Begriffserklärungen sowie Kontaktadressen.

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DFB-Broschüre setzt wenig Grundwissen voraus

Die Broschüre setzt wenig Wissen zu diesem Thema voraus: „Wir gehen davon aus, dass es bei den Vereinen Menschen gibt, bei denen man bei null anfangen muss“, so die Kulturanthropologin Tatjana Eggeling in der „taz“. Als Aufforderung zum Coming Out will man die Broschüre aber nicht verstanden wissen.

Die Initiative für diese Broschüre kam von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach persönlich: „Es ist die klare Haltung des DFB, dass jede Person, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen will, auf die Unterstützung durch unseren Verband zählen kann“, sagte er. Die Gestaltung der Broschüre entstand unter der Leitung des Fan-Forschers Gunter A. Pilz.

Mehrheit der Vereine wartet ab

Unterstützung für schwule Kicker kommt auch von der offen bisexuellen deutschen National-Torhüterin Nadine Angerer. „Ich würde jedem schwulen Fußballer raten, sich zu outen, egal, welche negativen Folgen es eventuell haben könnte, weil ich es am wichtigsten finde, sich selbst immer treu zu bleiben“, sagte sie der „Sport Bild“.

Doch noch dürften es schwule Profis schwer haben: Mit dem FC Bayern München, Werder Bremen und Hannover 96 haben nur drei Erstligisten die „Berliner Erklärung“ als Erstunterzeichner unterschrieben. Der Ligaverband DFL ist an der Kampagne überhaupt nicht beteiligt, es gab nicht einmal eine Stellungnahme.

Justizministerin will Bundestrainer beim CSD

Ein weiteres Zeichen, dass der deutsche Fußball offen mit diesem Thema umgeht, könnte die Teilnahme von Bundestrainer Jogi Löw und einigen Nationalspielern am CSD sein. Das schlug die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger vor. „Solch eine Teilnahme des DFB mit einem eigenen Wagen 2014 wäre ein ganz tolles, weil sichtbares Zeichen“, sagte sie der „Sport Bild“.

Vorbild für eine CSD-Teilnahme wäre der niederländische Verband KNVB: Beim Canal Pride am 3. August in Amsterdam wird ein Boot des KNVB inklusive Nationaltrainer Louis van Gaal teilnehmen.

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