So leicht gibt der Grazer VP-Bürgermeister Siegfried Nagl nicht auf: Zwar hat er mittlerweile eingesehen, dass er gleichgeschlechtlichen Paaren den Trauungssaal im Rathaus nicht verwehren kann – doch wenn dort neben Trauungen auch Verpartnerungen stattfinden, möchte Nagl dem Raum einen neuen Namen geben.
Im Internet sorgt Nagls Idee in erster Linie für Spott und Häme. Sebastian Pay von der Sozialistischen Jugend und Mitinitiator der Plattform für die Öffnung des Trauungssaales hingegen kann nur den Kopf schütteln: „Da ist kein Kommentar nötig, das spricht für sich.“
Nagl: „Ehe ist ein Sakrament“
Denn in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“, in der Nagl die Umbenennungspläne bekanntgab, erklärte er auch die Gründe dafür: „Weil eine Verpartnerung keine Trauung ist“, erklärte der Grazer Bürgermeister. Er wies in dem Interview außerdem darauf hin, „dass für gläubige Menschen die Ehe etwas Besonderes ist: ein Sakrament zwischen Mann und Frau.“
Offenbar kenne das Grazer Stadtoberhaupt nicht den Unterschied zwischen einer kirchlichen Trauung und einer Zivilehe, ätzten Blogger über Nagl. Für Pay steckt hinter den Umbenennungspänen der „katholische Flügel“ der Grazer ÖVP, der sich „noch im 14. Jahrhundert befindet“.
Kopfschütteln bei der Opposition
Kopfschütteln kommt auch vom frisch verpartnerten BZÖ-Landesparteiobmann Gerald Grosz. Nagl habe mit dem Schuldenstand der Stadt andere Sorgen als die Umbenennung des Trauungssaals, ärgert er sich. Außerdem: „‚Trauen‘ kommt vom spätmittelhochdeutschen ‚trūwen‘ und bedeutet ‚Vertrauen‘“, erklärt Grosz dem Grazer Bürgermeister die deutsche Sprache.
Doch egal, wie der Trauungssaal im Grazer Rathaus bis zum 1. September heißen wird, ab dann ist er auch für die Eintragung der Partnerschaft für schwule und lesbische Paare geöffnet.