Freitag, 19. April 2024
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Sex-Affäre um Landrat Michael Adam: Rache der Disco-Betreiber?

Bayerischer Politiker erhebt schwere Vorwürfe gegen Security-Firmen

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Es soll ja vorkommen, dass Männer, die eine Beziehung haben, auch außerhalb dieser Beziehung Sex haben. Das betrifft auch Politiker. Sofern das nicht den Werten widerspricht, die der Betreffende in der Öffentlichkeit immer wieder betont oder es strafrechtlich relevante Tatbestände dabei gibt, geht das auch niemanden etwas an. Außer, man ist der erste offen schwule Landrat in Bayern und hat sich mit seiner direkten Art bei den falschen Leuten unbeliebt gemacht. Dann landet das Date deutschlandweit auf der Titelseite der „Bild am Sonntag“ – wie Michael Adam erfahren musste. Bereits zuvor berichtete die Lokalpresse über die Sexdates des Landrats. Beobachter vermuten dahinter eine Intrige.

Deutschlandweite Schlagzeilen für Romeo-Date

Die Geschichte ist einfach: Der 28-jährige Adam, Landrat von Regen in Bayern, macht sich über die wohlbekannte Dating-Plattform „Gayromeo“ ein Treffen mit einem 20-Jährigen aus. Da Adam verpartnert ist, holt er sein Date ab, geht abends mit ihm ins Büro – in dem Fall das Landratsamt – und hat dort Sex. Und weil dieser offenbar ganz gut war, treffen sich die beiden Männer noch zwei Mal.

Daraus versuchen zunächst die Gratiszeitung „Am Sonntag“ und der „Bayerwaldbote“ – beide aus dem Verlag der „Passauer Neuen Presse“ – einen Skandal zu inszenieren. Dann zieht die „Bild“ nach: „Er holte mich mit seinem Dienstwagen zu Hause ab“, verrät „Tim V.“ – der Name wurde geändert, der Lover bleibt anonym – der Boulevardzeitung. Das ist zwar kein Skandal, weil Adam die Nutzung des Dienstwagens zu Privatzwecken erlaubt ist, hört sich aber ein bisschen nach Steuergeldverschwendung an.

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Dann hatten die beiden Sex auf einer Ledercouch in einem Konferenzzimmer. Das ist unter erwachsenen Männern auch kein Skandal – hätte Adam sein Date nicht gebeten, Poppers mitzunehmen. „Drogen, deren Handel in Deutschland verboten ist“, klärt „Bild“ auch online auf. Dass Besitz und Verwendung legal sind, verschweigt das Boulevardblatt.

Vom Versuch, einen Skandal zu inszenieren

Und auch aus der Hilfsbereitschaft von Michael Adam versucht die „Bild am Sonntag“ dem jüngsten Landrat Deutschlands einen Strick zu drehen. Weil „Tim V.“ private Probleme hat, vermittelt er ihm die Telefonnummer einer zuständigen Beamtin. Genüsslich breitet „Bild“ die Antwort des Dates aus: „Wenn du wieder Zeit hast, zeig ich dir dementsprechend dankendes Verhalten“ – etwas, das Michael Adam aber offenbar nie auch nur annähernd eingefordert hat.

Michael Adam hat mittlerweile den Sex mit „Tim V.“ zugegeben, auch die Treffen im Büro. „Beides bedauere ich sehr“, zitiert ihn die „Bild“. Es sei ein moralische Fehler gewesen, gibt der Landrat zu. Er bedauere, seinen Lebenspartner in so eine belastende Situation gebracht zu haben und entschuldige sich bei ihm. Aber: „Rechtlich zu beanstanden ist dies in keiner Weise.“

Wollen sich Discobesitzer rächen?

Nur warum schreiben lokale und deutschlandweit erscheinende so ausführlich über ein Sex-Date, das täglich tausendfach in Deutschland oder Österreich passiert? Der „Bürgerblick“, Konkurrenz der „Passauer Neuen Presse“, vermutet dahinter einen Racheakt aus der örtlichen Diskothekenszene.

So hat Adam auf seiner Facebook-Seite ein Foto eines Burschen veröffentlicht, der von Securities verprügelt worden sein soll. Sein Kommentar dazu: „Die Mehrheit der Türsteher vor den größeren Bayerwalddiskotheken ist offenbar komplett gehirnamputiert“, er würde zehn vergleichbare Fälle kennen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zur Zeit wegen vorsätzlicher Körperverletzung, der Fall macht überregional Schlagzeilen. Ein Securityunternehmer zeigt Adam wegen Verleumdung, Beleidigung und Rufschädigung an.

Daraufhin drohen Personen, die betroffenen Diskothekenbesitzern nahe stehen, laut „Bürgerblick“ Michael Adam auf Facebook, dass sie sei „Gayromeo“-Profil kennen. Einer von ihnen soll nach dem Artikel in der „Bild am Sonntag“ freudig „es läuft“ verkündet haben.

Bevölkerung ist empört – über die Presse

Die Geschichte trotzt zwischen den Zeilen von homophoben Klischees – das deutsche Online-Portal „queer.de“ spricht von einer „Kampagne unter der Gürtellinie“ und erwartet eine Rüge des Deutschen Presserats. Immerhin ist das Sexleben von Michael Adam weder straf- noch dienstrechtlich relevant, auch gebe es kein besonderes öffentliches Interesse.

Der Versuch, den beliebten Landrat anzuschwärzen, dürfte aber nach hinten losgegangen sein: Auf über 300 Kommentaren kritisieren Leser und Bürger vor allem die Journalisten für ihre Veröffentlichung – und nicht den beliebten Landrat für sein Date.

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