Freitag, 29. März 2024
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CDU-Politiker in Sachsen-Anhalt unterstützen ‚Homo-Heiler‘

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Nach Recherchen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) sollen CDU-Politiker aus Sachsen-Anhalt im Kuratorium eines umstrittenen Vereins sitzen, der Homosexualität als psychische Krankheit bezeichnet.

Wie das MDR-Politmagazin „Fakt“ in seiner gestrigen Folge berichtet, unterstützen Ex-Ministerpräsident und Bundestagsabgeordneter Christoph Bergner und der aktuelle Fraktionschef der CDU im Landtag, André Schröder im Kuratorium der „Gesellschaft für Lebensorientierung“ (LEO). Auch sein Vorgänger Jürgen Scharf und CDU-Landtagsabgeordnete Marion Fischer sitzen im Beirat. Gegründet wurde der Verein vom ehemaligen CDU-Landtagsabgeordneten und evangelischen Pfarrer Bernhard Ritter.

Dieser erklärt den Recherchen des MDR zufolge in einem seiner Seminare über psychische Krankheiten: „Ob Depression oder Homosexualität oder irgendetwas anderes, die haben ganz viele gleiche Gesetzmäßigkeiten“. Im Jahr 1993 beschrieb Ritter im Buch „Eine andere Art zu leben?“ Homosexualität als „Entwicklungsstörung. Deshalb halten wir den Rat, Homosexualität als eine normale Gegebenheit im Leben zu akzeptieren und entsprechend zu leben, für schädlich und verantwortungslos.“

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Umstrittener niederländischer „Homo-Heiler‘ in Beirat

Vorbild für Ritter ist dabei der niederländische Psychologe Gerard van den Aardweg, der auch im „wissenschaftlichen Beirat“ der Gesellschaft sitzt. Dieser sei „ein besonders homopher Therapeut, der extrem menschenfeindliche Ansichten und Therapiekonzepte vertritt“, erklärt Hartmut Rus vom deutschen Lesben- und Schwulenverband (LSVD) dem Online-Portal „queer.de“.

In seinem Buch „Das Drama des gewöhnlichen Homosexuellen“ empfiehlt er beispielsweise als „Gegenmittel mit Sofortwirkung“ Methoden wie „Durchprügeln“ und „Ausschimpfen“ sowie Todesdrohungen. Für van den Aardweg ist Homosexualität eine „Krankheit aus neurotischem Selbstmitleid“, die auch homosexuelle Pädophile miteinschließt.

Kurs gegen „zwanghafte Gefühle“ um 150 Euro

Wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ (MZ) berichtet, bietet Ritters „Gesellschaft für Lebensorientierung“ bereits seit 30 Jahren zweimal pro Jahr einen Kurs mit dem Titel „Schritte zur Freiheit aus zwanghaften Gefühlen“ an. Bei dieser einwöchigen Veranstaltung, die pro Person 150 Euro kostet, soll auch die „Heilung“ von Lesben und Schwulen thematisiert werden, wie ein ehemaliger Teilnehmer der Zeitung erzählt.

Dieser Teilnehmer erinnert sich gegenüber der Zeitung weiter: Ritter erkläre, dass Männlichkeits- oder Weiblichkeitskomplexe aus der Kindheit in der Pubertät zu gleichgeschlechtlicher Orientierung führen. Behandeln ließen sich diese Komplexe, indem man „das innere jammernde Kind lächerlich macht“. Der Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes Sachsen-Anhalts, Martin Pfarr, nannte die Seminarangebote des Vereins „menschenverachtend“.

Betroffene Politiker relativieren ihre Rolle

Die betroffenen CDU-Politiker spielen diese Fakten herunter: So betont der ehemalige Ministerpräsident Bergner, man habe sich im LEO-Kuratorium nie mit den Thesen Ritters zur Homosexualität beschäftigt. „Wichtig ist der Charakter der Hilfsangebote, niemand wird gezwungen, da hinzugehen oder eine Therapie zu machen“, so Bergner zur MZ. Er persönlich habe die Ansicht, Homosexualität sei therapierbar, „immer für falsch gehalten“. Einem Bericht von „queer.de“ zufolge habe er allerdings schwulen und lesbischen Jugendlichen im Bundestagswahlkampf 2009 eine „massive Persönlichkeitsstörung“ unterstellt.

Fraktionsvorsitzender André Schröder betonte gegenüber dem MDR, dass man bei der Arbeit von LEO „die Gesamtheit der Angebote“ berücksichtigen solle und ihn nicht „auf wenige kontroverse Thesen, wie sie einzelne Mitglieder vertreten“, reduzieren. Er stehe aber zu dem Verein. Auf Facebook erklärte auch Schröder inzwischen, dass er Homosexualität nicht für eine Krankheit halte.

Opposition in Sachsen-Anhalt empört

Sowohl Bergner als auch Schröder wollen nach Informationen des MDR weiter Mitglied bei LEO bleiben.

Das sorgt bei der Opposition für Empörung: Linke-Fraktionschef Wulff Gallert kündigte gegenüber dem MDR an, den Fall öffentlich aufzuarbeiten. Es dürfe nicht sein, dass CDU-Politiker nach außen moderne Positionen verträten und im Stillen homophobe.

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