Dienstag, 23. April 2024
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Conchita Wurst auf Platz 1 der russischen iTunes-Charts

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So ganz können sich russische Politiker mit dem Sieg von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest nicht anfreunden. Sie nutzen den Triumph der bärtigen Diva, um vor den verlotterten Werten in „Gayropa“ zu warnen.

Die heftigsten Worte kommen dabei von Wladimir Schirinowski, dem Rechtsaußen der russischen Innenpolitik. Der Klubchef der „Liberaldemokatrischen Partei Russlands“ (LDPR) im russischen Parlament meinte, der Sieg von Conchita Wurst sei „das Ende Europas“.

Es sei ein Fehler gewesen, Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg zu verlassen, so Schirinowski im russischen Fernsehen: „Da unten gibt es keine Frauen und Männer mehr, sondern stattdessen ein Es. Vor fünfzig Jahren hat die Sowjetarmee Österreich besetzt und wir waren bis 1955 dort. Es war aber ein Fehler, dem Land die Freiheit zu geben. Wir hätten dort bleiben sollen.“ Dass die Besetzung Österreichs durch die Sowjet-Armee schon siebzig Jahre her ist, scheint den Krawall-Politiker nicht zu kümmern.

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Doch auch aus der Umgebung von Präsident Wladimir Putin kommen Warnungen vor Conchita Wurst. Vizeregierungschef Dimitri Rogosin meine auf Twitter, das Ergebnis des Song Contest zeige „Anhängern einer europäischen Integration, was sie dabei erwartet – ein Mädchen mit Bart“.

Im staatlichen Fernsehsender „Rossija“ erklärte der beliebte russische Sänger Danko den Sieg von Conchita Wurst beim Song Contest zur „schlimmsten Niederlage der Europäischen Union“. Nun habe man „Europas wahres Gesicht“ gesehen. Der Moderator bestätigte: „Das ist ein Requiem auf Europa, das ist das Begräbnis traditioneller Werte“.

Und die russische Propaganda ist sich nicht einmal dafür zu schade, mit Conchita Wurst Kleingeld im Ukraine-Konflikt zu machen. Auf sozialen Netzwerken verbreiteten führende Parlamentsabgeordnete eine Fotomontage, die führende ukrainische Politiker, darunter auch Timoschenko, gemeinsam mit Conchita Wurst zeigen. Ukrainisch mit „Wir sind eine europäische Familie“ untertitelt soll das Bild jenen Sittenverfall illustrieren, der Europa nach Sicht russischer Politiker angeblich erfasst haben soll.

Doch auch in Russland sind nicht alle Menschen dieser Meinung: Beim russischen Televoting war Conchita Wurst mit „Rise Like A Phoenix“ auf Platz 3. Platz elf bei der Jurywertung sorgte schließlich dafür, dass Österreich von Russland „nur“ fünf Punkte bekommen hat. „Ob er einen Bart hat oder keinen Bart, ob er Mann ist oder Frau – das ist unwichtig, es ist ein Wettbewerb“, zollte der russische Pop-Papst Filipp Kirkow der Wurst im Staatsfernsehen zumindest dezent seinen Respekt.

Bei ihrer ersten Pressekonferenz in Wien sagte Conchita Wurst in Richtung Wladimir Putin, die fünf Punkte aus Russland „sind ein Zeichen, dass nicht alle seiner Meinung sind“. Das bestätigten die russischen Fans eindrucksvoll: „Rise Like A Phoenix“ landete direkt auf Platz 1 der russischen iTunes-Charts.

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