Auch für Lesben und Schwule war die Wahl zum Europaparlament durchaus spannend: Die Siege der Europäischen Volkspartei und vieler rechter Parteien werden die Ausweitung von Rechten für sexuelle Minderheiten eher bremsen. Unter den offen schwulen und lesbischen Abgeordneten gibt es hingegen die eine oder andere Überraschung.
Besonders schmerzhaft ist der Sieg der rechtsextremen Front National in Frankreich. Sie kann ihren Stimmenanteil fast vervierfachen und ist mit 25 Prozent nun stimmenstärkste Partei. Auch die FPÖ legt fast um sieben Prozentpunkte auf fast 20 Prozent zu. Weitere rechtsextreme Parteien, die im Europaparlament nun wohl gegen die Anliegen von Lesben und Schwulen stimmen werden: Die „Wahren Finnen“ mit zwei Sitzen oder die „Alternative für Deutschland“ (AfD), die sieben Prozent erreichte. Das sind sieben Sitze im Europaparlament – damit wird auch die Anti-Homo-Lobbyistin Beatrix von Storch ins Parlament einziehen.
Ein Lichtblick bei der Europawahl sind wohl die österreichischen Grünen mit ihrer offen lesbischen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek. Sie erreicht das beste Ergebnis, das die Grünen je bei einer bundesweiten Wahl erreicht haben. Mit 15,1 Prozent der Stimmen – einem Plus von mehr als 5 Prozentpunkten – und drei Mandaten konnten sie auch gegen den Trend arbeiten: Europaweit haben die Grünen verloren.
Und auch ein weiterer homosexueller Kandidat wird im neuen Parlament wohl für Schlagzeilen sorgen: Der Schotte David Coburn gehört der rechtspopulistischen britischen „UK Independence Party“ (UKIP) an. Bei Lesben- und Schwulenrechten nimmt er aber eher die Position seiner Partei ein. So beschrieb er die Öffnung der Ehe bereits als „totales Fehlen von Toleranz gegenüber anderen, die die Ehe als heiliges Sakrament zwischen einem Mann und einer Frau sehen“ und meinte, sie sei „unnötig“.