Dienstag, 23. April 2024
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Friedrichstadt-Palast lädt Botschafter von Ländern aus, die Lesben und Schwule bestrafen

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Wenn es im Berliner Friedrichstadt-Palast eine neue Revue gibt, werden zur Premiere alle Botschafter eingeladen, die in der deutschen Hauptstadt residieren. Gerne nehmen sie das Angebot an und genießen den Abend. Doch die Botschafter von 83 Staaten müssen sich ihre Karten künftig selber kaufen: Denn die Vertreter von Staaten, in denen Lesben und Schwule gesetzlich diskriminiert werden, wurden ausgeladen.

„Wir feiern unsere Premieren nicht mit Vertretern, die Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung unterdrücken, drangsalieren oder kriminalisieren“, macht Berndt Schmidt, Intendant des größten europäischen Revuetheaters, seine Position deutlich. Die meisten Staaten auf der „Pinken Liste“ des Friedrichstadt-Palasts sind in Afrika. Hier werden 37 Botschafter, von Algerien über Kenia bis Uganda, nicht mehr zu den Premieren eingeladen. Auch Afghanistan, Indien oder der Iran bekommen keine Einladungen mehr. Das einzige europäische Land auf der Liste ist Russland.

Die erste Premiere, bei der die Botschafter von homophoben Staaten nicht mehr eingeladen werden, ist die Show „The Wyld“, die im Oktober startet. Auf Facebook hat das Revuetheater seine Haltung noch einmal präzisiert: „Es ist niemandem zuzumuten, mit Menschen im gleichen Raum zu feiern, die Staaten repräsentieren, in denen manche von uns und manche von Euch hingerichtet, verstümmelt, gedemütigt oder eingesperrt würden oder unter Strafandrohung nicht öffentlich über ihre normale (aber nicht mehrheitliche) sexuelle Orientierung sprechen oder diese nicht zeigen dürfen“, heißt es auf der Fanseite des Friedrichstadt-Palasts. Im Großen und Ganzen gibt es dafür Lob von den Fans, kritische Anmerkungen werden offen und ehrlich beantwortet.

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Die „Pinke Liste“ für Botschafter spiegelt konsequent eine Haltung wieder, die der Friedrichstadt-Palast seit Jahren verfolgt. So ist das Theater Mitglied im Berliner „Bündnis gegen Homophobie“. Als Konsequenz auf das russische Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ wurde 2012 die Zusammenarbeit mit russischen Künstlern und Theatern beendet. Das bedeutete unter anderem auch finanzielle Einbußen für das Theater: Verhandlungen mit russischen Investoren wurden damals abgebrochen, Anfragen zur Anmietung des Showpalastes für Gastspiele aus Russland werden seitdem ebenfalls abgesagt.

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