Donnerstag, 28. März 2024
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Serbischer Patriarch hetzt gegen Belgrade Pride – Politiker halten dagegen

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Patriarch Irinej, das Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche, hat den Teilnehmern der morgen stattfindenden Belgrade Pride erneut recht unverhohlen gedroht. Doch diesmal macht die Politik klar: Für Hass – auch von kirchlicher Seite – darf in Serbien kein Platz sein.

„Schamlose Veranstaltung“ schuld an Flut

In den letzten drei Jahren musste die Parade abgesagt werden, nachdem es bei der Belgrade Pride im Jahr 2010 schwere Ausschreitungen gab – auch durch religiöse Extremisten. Die Belgrade Pride sei eine „schamlose“ Veranstaltung, so das 84-jährige Kirchenoberhaupt. Sie lege einen „moralischen Schatten auf Serbien“.

Der Patriarch droht für ein geistliches Oberhaupt recht offensichtlich. „Die Organisatoren solcher Paraden und ihre Unterstützer aus Europa weigern sich, Rückschlüsse daraus zu ziehen, was in den letzten Jahren passiert ist“, so Irinej. An die Organisatoren gerichtet sagte er: „Seid ihr so blind wegen eurer Lust und eures Egoismus, dass es euch nichts ausmacht, den gesamten Staatsapparat für eure Zwecke zu nutzen und damit nicht zu rechtfertigende Kosten zu verursachen?“ Der Staat solle, so das Kirchenoberhaupt, kein Geld für Homosexualität Kindesmissbrauch oder Inzest „verschwenden“, sondern es lieber den serbischen Flutopfern zukommen lassen.

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Es ist nicht das erste Mal, dass Patriarch Irinej durch Propaganda gegen Lesben und Schwule auffällt. So hat er bereits in den letzten Monaten Propaganda gegen „unkeusche“ Homosexuelle gemacht, indem er sie für die Überflutungen in Serbien mitverantwortlich gemacht hat. Die Flut sei eine „Warnung Gottes“ an Ungläubige gewesen, so Irinej.

Politik widerspricht Kirchenoberhaupt

Doch anders als in der Vergangenheit gibt die Regierung dem Geistlichen Paroli. Die Parteien der Regierungskoalition kritisierten die Position von Patriarch Irinej ungewöhnlich scharf.

Zoran Babic, Klubchef der regierenden Serbischen Fortschrittspartei (SNS), erklärte der Tageszeitung „Danks“, der Staat und die Regierung seien verpflichtet, die Abhaltung der „Pride Parade“ zu sichern. Die Kirche habe kein Recht, sich einzumischen, machte er deutlich.

Branko Ružić von der mitregierenden Sozialistischen Partei meinte, die Kirche würde Homophobie anheizen. Für Dragoljub Mićunović von der oppositionellen Demokratischen Partei würde es sich um eine „unglückliche“ Äußerung des Patriarchen handeln, die Gewalt in der Gesellschaft ansporne.

Dass sich die serbische Regierung hier gegen die Kirche durchsetzen kann, wäre ein wichtiges Signal in Richtung Europäische Union. Die Belgrade Pride wurde in den letzten drei Jahren immer im letzten Moment aus Sicherheitsgründen von den Behörden verboten. Auch deswegen wurde der Beitrittskandidat Serbien wegen der Diskriminierung von Lesben, Schwulen und Transgendern in den Fortschrittsberichten der EU wiederholt gerügt.

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