Samstag, 20. April 2024
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Russischer Schwulen-Aktivist sucht in Deutschland um Asyl an

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Sich in Russland für die Rechte von Lesben, Schwulen und Transgender einzusetzen kann lebensgefährlich sein. Ein Aktivist aus St. Petersburg hat deshalb in Deutschland um Asyl angesucht, sein Anwalt wurde unterdessen tätlich angegriffen.

Der 22-jährige Kirill Kalugin ist einer der bekanntesten Lesben- und Schwulenaktivisten seiner Heimatstadt. Bekannt wurde er im August 2013, als er am „Tag der Luftlandetruppen“ mit einer Regenbogenflagge auf einem zentralen Platz demonstrierte, an dem sich auch die russischen Soldaten trafen. Sie umzingelten und beschimpften ihn, bis er von der Polizei festgenommen wurde.

Dieses Jahr wiederholte er den Protest – und wurde erneut verhaftet. Genauso wie am Internationalen Coming Out Tag, wo er während der Festnahme einen Freund küsst. Ein weiteres Mal wurde Kirill Kalugin verhaftet, weil er eine Regenbogenflagge hochhielt, als die Olympische Flamme durch St. Petersburg getragen wurde.

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Und es gab auch sonst Repressalien gegen den Aktivisten. So wurde Kirill Kalugin zu Prüfungen an der Universität nicht zugelassen. Der Biophysik-Student wurde schließlich exmatrikuliert.

Doch richtig aufmerksam wurde der russische Staatsapparat auf Kirill Kalugin im Frühjahr, als er gegen die russische Annexion der Krim demonstrierte. Im August wurde er vom Inlands-Geheimdienst in ein Auto gezerrt und verhört. „Der Entführungsversuch von Männern in Zivil aus diesem Ministerium war einfach zuviel. Einzelheiten habe ich noch niemanden mitgeteilt“, erklärte er dem deutschen Online-Portal „queer.de“.

Daraufhin plante Kirill Kalugin seine Flucht nach Deutschland. „Auf Wiedersehen, Russland. Willkommen in Deutschland“, schrieb er am Dienstag in sein Facebook-Profil. Wenige Stunden später stellte er in Dortmund einen Asylantrag.

Der russischen Staatsmacht scheint diese öffentliche Flucht nicht besonders zu gefallen. So wurde ebenfalls am Dienstag Kalugins Anwalt Witali Tscherkassow vor dem Lomonosov-Bezirksgericht angegriffen.

Bis zu zehn Personen sollen Tscherkassow aufgelauert haben. Seine Bodyguards konnten den Anwalt beschützen. Zum Schluss des Angriffs wurde der Anwalt mit einer unbekannten Flüssigkeit bespritzt.

Zu den Angreifern gehörte Medienberichten zufolge auch Anatoli Artjuch, Assistent des Stadtrates Witali Milonow. Dieser hatte das Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ in das Stadtparlament eingebracht. Trotzdem stritt Milonow jede Beteiligung an dem Anschlag auf den Menschenrechts-Anwalt ab.

Gleichzeitig teilte der Stadtrat aber auch aus. Anwälte wie Tscherkassow seien „Abschaum und Söldner, die für Geld arbeiten“. Die von ihm gegründete Menschenrechtsorganisation „Agora“ sei „ein Krebsgeschwür am Körper von St. Petersburg und Russland“. Der Anwalt solle dem „verrückten Idioten“ Kalugin nach Deutschland folgen, empfahl der Politiker.

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