In Russland wurde eine Journalistin wegen eines Verstoßes gegen das „Homo-Propaganda“-Gesetz zu einer Geldstrafe von 50.000 Rubel, umgerechnet 690 Euro, verurteilt. Angestrengt wurde der Prozess von einer kremltreuen Jugendorganisation. Die betroffene Journalistin möchte gegen das Urteil berufen.
Die 26-jährige Elena Klimowa betreibt die Webseite „Deti-404“, auf deutsch „Kinder-404“, abgeleitet vom Internet-Fehlercode auf einen toten Link. Auf dieser Seite veröffentlicht die Journalistin anonymisierten Briefe von schwulen, lesbischen, bisexuellen uns transgender Jugendlichen, die Rat suchen, sowie Kontaktdaten von Beratungsstellen. Damit gibt sie diesen Jugendlichen eine Stimme.
Das ist der herrschenden Klasse in Russland offenbar ein Dorn im Auge: So wurde der Prozess, der in Kilmowas Heimatstadt Nischni Tagil im Ural stattfand, von der kremltreuen Organisation „Molodaja Gwardija“, auf deutsch „Junge Garde“, angestrengt. Dem entsprechend freut sich ihr Vorsitzender Ilja Podswatkin über das Urteil gegen die engagierte Journalistin. „Jetzt könnte ‚Deti-404‘ verboten werden“, schreibt er auf der Webseite der Organisation.
Auch die russische Medienbehörde Roskomnadsor hat „Deti-404“ schon im Visier: Eigenen Angaben zufolge haben sie alleine im November mehrere hundert Anzeigen gegen die Seite erhalten. Roskomnadsor zufolge könnte die Seite den Eindruck vermitteln, „dass homosexuelle
Beziehungen traditionellen überlegen sind“.
Die Schließung von „Deti-404“ wäre eines der bislang härtesten Urteile im Kampf der Regierung gegen „Homo-Propaganda“. Das Gesetz, das die „Propagierung“ homosexueller Beziehungen vor Minderjährigen unter Strafe stellt, wurde im Juni 2013 beschlossen. Präsident Putin betont, dass Schwule und Lesben entgegen Anschuldigungen aus dem Westen in Russland nicht verfolgt würden.