Dienstag, 16. April 2024
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HIV-Test bei Vorsorgeuntersuchung?

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Es ist eine erschreckende Zahl: 54 Prozent der HIV-Neuinfektionen werden von Menschen verursacht, die nicht wissen, dass sie den Virus in sich tragen. Beim Vorsorgecheck wird aber dennoch kein automatischer HIV-Test gemacht.

Dadurch werden nicht nur Unbeteiligte gefährdet, auch für die Betroffenen kann die Unwissenheit gefährlich sein: „Der Therapiebeginn ist aber ein ausschlaggebender Faktor für HIV-bezogene Erkrankungen und Todesfälle“, erklärt Lydia Domoradzki, Leiterin der AIDS-Hilfe Tirol, der „Tiroler Tageszeitung“ (TT). Und die Hälfte der HIV-Diagnosen in Tirol werde spät oder sehr spät gestellt.

Bei der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) bezweifelt man, dass die Vorsorgeuntersuchung, an der 20 Prozent der Versicherten teilnehmen, das richtige Umfeld für den HIV-Test sei. Dieser sei ein bundesweit einheitliches Programm, das in einem Bundesland nicht eigenmächtig abgeändert werden könne.

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Zuständig dafür wäre also der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger – und dort sieht man keine Notwendigkeit, den HIV-Test in die Vorsorgeuntersuchung aufzunehmen. „Wenn jemand operiert wird oder zum Blutabnehmen geht, wird der Test ohnehin durchgeführt. Wenn ein Verdacht besteht, dann übernimmt die Kosten für den Test die Kasse. Eine Aufnahme in den Vorsorgecheck ist bis auf Weiteres nicht vorgesehen“, erklärt Martin Schaffenrath, stellvertretender Vorsitzender des Hauptverbandes, der TT.

Allerdings will die GKK prüfen, ob es einen anderen Rahmen geben könnte, in dem die HIV-Risikogruppe wirksam erreicht werden könne. „Wir nehmen das Thema Aids und HIV sehr ernst. Sowohl Prävention als auch Therapie sind zu diskutieren“, erklärt dazu TGKK-Obmann Werner Salzburger.

Ein Massenscreening bei einer Vorsorgeuntersuchung hält auch die Aidshilfe Tirol nicht für zweckmäßig. Denn HIV-Tests sollten unter klaren Bedingungen durchgeführt werden: „Freiwilligkeit, dezidierte Einwilligung, Entscheidungsfreiheit, vor der Testung umfassende Beratung sowie eine persönliche Befundmitteilung“, erklärt Domoradzki. Unter diesen Voraussetzungen bietet deshalb seit März 2014 auch die AIDS-Hilfe Tirol HIV-Schnelltests an.

Besonders die Information vor dem Test und der Kontakt beim Ergebnis ist dabei wichtig: „Die ausschließlich persönliche Befundrückgabe gewährleistet, dass im Falle eines positiven Ergebnisses bereits bei der ersten Kenntnisnahme Beratung und Unterstützung erfolgen kann“, so die Leiterin der Tiroler AIDS-Hilfe. Denn ein positiver Befund „stellt nach wie vor einen deutlichen Einschnitt in einer Biografie mit entsprechenden Folgen dar“, erklärt Domoradzki.

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