Samstag, 20. April 2024
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84-Jährige tritt wegen homo-hassenden Pfarrer aus der Kirche aus

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Weil der Pastor in ihrer Nachbargemeinde gegen Lesben und Schwule wettert, ist eine 84-Jährige in Niedersachsen aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Die Frau hat zwei schwule Enkel. Ihr Austrittsschreiben sorgt im Internet für Aufsehen.

„Sehr geehrte Damen und Herren, ich schreibe Ihnen heute, aus einem mir sehr persönlichen Grund, denn mit dem heutigen Tage bin ich aus der evangelisch-lutherischen Kirche ausgetreten“, so beginnt die 84-Jährige ihren Brief.

Der Grund waren die Äußerungen des Pastors einer Nachbargemeinde, der in einer NDR-Reportage über „Schwulenheilung“ erklärte, Homosexualität sei Sünde – sie entspreche nicht dem Willen Gottes. Doch diese Meinung teilt die alte Dame nicht.

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„Homosexuelle als Sünder zu bezeichnen und ‚Heilung‘ anzubieten ist unverantwortlich“, ärgert sie sich über die Worte des Geistlichen. Denn gerade junge Menschen, die noch nicht sicher im Lebe stünden, würden durch solche Aussagen auf einen „brandgefährlichen Weg“ gemacht, ist sich die Seniorin sicher.

Und sie weiß, wovon sie spricht. Denn zwei ihrer Enkel sind schwul. „Wir haben ein sehr enges Miteinander und ich erlebe, wie sie leben. Sie sind glücklich, sie leben in einer glücklichen, seit Jahren bestehenden Beziehung, in der sie füreinander da sind. (…) Ich kann mich auf sie verlassen“, erklärt sie. Einer dieser Enkel ist der 37-jährige Kim Röhrbein. Er hat den Brief auf Facebook veröffentlicht – so hat er seinen Weg in die Welt gefunden.

Gegenüber der Online-Ausgabe des „Spiegel“ erklärt er, wie es zu dem Kirchenaustritt und dem Brief der 84-Jährigen kam: „Der Brief war Omas Idee. Sie hat den Bericht mit dem Pastor gesehen und sich sehr aufgeregt. Wir wohnen gemeinsam mit meiner Mutter in einem Haus, ich war noch am Abend bei Oma. ‚Man müsste sofort aus der Kirche austreten‘, hat sie gesagt. Die ganze Nacht konnte sie nicht schlafen, so wütend war sie. Also hat sie sich hingesetzt und per Hand den Brief geschrieben, ich habe ihn dann später abgetippt.“

Dass die Austrittserklärung der alten Dame solche Wellen schlägt, hat sich wohl niemand gedacht. „Ich habe ihr einige der Facebook-Kommentare vorgelesen und sie war begeistert. Aber auch ein bisschen aufgeregt.“, erzählt Röhrbein. Die ersten aufdringlichen Reporter habe sie durchs Fenster abgewimmelt, nur mit einem Journalisten der örtlichen Lokalzeitung, der die Familie kennt, werden sie sprechen, so der Enkel weiter.

Dass seine Großmutter mit Homosexualität kein Problem hat, ist keine Selbstverständlichkeit. „Ich war 20, als ich das erste Mal mit ihr über meine Homosexualität gesprochen habe. Im ersten Moment war sie nicht begeistert. (…) Sie hat sich aber sehr schnell daran gewöhnt und sich gedacht: ‚So ist das, man kann es nicht ändern, er ist noch der Alte.‘ (…) Wir sind sehr stolz auf sie.“, so Röhrbein gegenüber dem „Spiegel“.

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