Mittwoch, 24. April 2024
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West-Berliner Schwulenszene war teilweise von Pädophilen unterwandert

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Die West-Berliner Schwulenszene war von den 1970er-Jahren bis weit hinein in die Neunziger über weite Strecken von Pädophilen unterwandert. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der Berliner Grünen. Die Partei und ihre Vorgängerliste waren davon besonders betroffen.

In dem 90-seitigen Bericht, der am Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sprechen die Hauptstadt-Grünen von „institutionellem Versagen“ ihrer Partei im Umgang mit pädophilen Aktivisten, die sich über Jahre für eine Legalisierung von einvernehmlichem Sex zwischen Kindern und Erwachsenen eingesetzt hatten.

Das lag unter anderem auch daran, dass die „Alternative Liste“ (AL), die West-Berliner Vorgängerorganisation der Grünen, in ihrer Schwulenpolitik blauäugig ein Ende der Unterdrückung sämtlicher Gruppen innerhalb der Community forderte – und das betraf damals, als Homosexualität noch unter Strafe stand und das Schutzalter höher lag, unreflektiert „Pädos, S/M-LiebhaberInnen und Tunten“. Es herrschte der Irrglaube vor, dass ein Kampf gegen Diskriminierung auch ein Kampf für die Straffreiheit vermeintlich einvernehmlicher Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern ist.

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Pädophile hatten dabei offenbar bereits während der Gründungsphase der AL Ende der 1970er die Partei unterwandert. So heißt es in dem Bericht, der unter anderem auch vom offen schwulen Landtagsabgeordneten Thomas Birk verfasst wurde, dass mindestens zwei wegen Kindesmissbrauch verurteilte Straftäter im Schwulenbereich der Partei mitarbeiteten. Aus dieser Gruppe seien „alle konkreten Initiativen zur Entkriminalisierung sogenannter einvernehmlicher Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern“ hervorgegangen.

Etwa zehn Jahre später waren die meisten von ihnen wieder ausgetreten, allerdings gab es Anfang der Neunziger wieder entsprechende Initiativen. So gab es von 1992 bis 1995 innerhalb der Schwulengruppe der Berliner Grünen die Arbeitsgemeinschaft „Jung und Alt“ – dem Bericht zufolge eine „schlecht getarnte Pädo-Gesprächsgruppe“. Im Bericht werden die Aktivitäten als „Butterfahrten an die Ostsee“ oder „Hausaufgabenbetreuung“ beschrieben – Zeugen zufolge sollen sie auch Burschen missbraucht haben, die sie vorher an Grundschulen angesprochen haben. Nach einigen Jahren wurden diese Aktivisten aus der Partei gedrängt – eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema gab damals es allerdings nicht.

„Ich bin der Schwulenbewegung dankbar, dass ich als homosexueller Mann heute selbstbestimmt leben kann. Umso schockierender ist es jetzt festzustellen, wie nahe sich queere und pädosexuelle Forderungen in vielen Jahren standen“, zeigte Daniel Wesener, Landesvorsitzender der Grünen in Berlin, sein Entsetzen.

Der Bericht zeigt auch, wie sehr Solidarität mit Pädophilen in der Berliner Schwulenszene verankert war. So gab es etwa im Schwulenzentrum „SchwuZ“ eine Solidaritätsveranstaltung für die Finanzierung der Broschüre „Ein Herz für Sittenstrolche“. Im Stadtmagazin „Siegessäule“ erschienen von 1984 bis 1984 zwanzig Artikel, die der Grünen-Bericht als „pädofreundlich“ einstuft.

Für die Berliner Grünen ist klar: Der Bericht kann nur ein erster Schritt sein, um das Verhältnis der eigenen Partei mit Kinderschändern aufzuarbeiten. Sie plant, Opfer von pädosexuellen Übergriffen therapeutisch und auch finanziell zu unterstützen.

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