In Marokko sind Anfang Juni zwei Männer festgenommen worden, die sich in der Öffentlichkeit geküsst haben. Mit ihrem Kuss wollten sie gegen die Diskriminierung von Lesben und Schwulen in dem nordafrikanischen Land demonstrieren.
Der Liebesbeweis zeigt die beiden Männer, die von Medien als der 38-jährige Lahcen und der 25-jährige Mohsin bezeichnet werden, vor dem Hassan-Turm, dem Minarett einer historischen Moschee in der Hauptstadt Rabat. Der Turm gilt als beliebte Touristenattraktion. Wie das marokkanische Innenministerium mitteilte, wurden die beiden Männer wegen „unzüchtiger Zurschaustellung“ festgenommen und einem Richter vorgeführt.
Nun wurden die Männer, deren Bilder in markokkanischen Medien unverfremdet gezeigt wurde, verurteilt: Sie müssen für vier Monate ins Gefängnis und eine Geldstrafe in der Höhe von 500 Dirham, etwa 45 Euro, zahlen. Einer örtlichen Menschenrechtsorganisation zufolge haben beide Männer bestritten, sich geküsst zu haben.
Bereits wenige Tage zuvor haben an der gleichen Stelle zwei Femen-Aktivistinnen gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten demonstriert. Die beiden Frauen haben sich mit nacktem Oberköper vor dem Hassan-Turm geküsst, auf ihre Oberkörper waren eine Regenbogenflagge und der Spruch „In Gay We Trust“ gemalt. Sie wurden auf dem Flughafen von Rabat festgenommen und ausgewiesen. Der Slogan würde die „öffentliche Moral beleidigen“, so die Behörden.
Das marokkanische Innenministerium nennt die Vorfälle eine „Serie von Provokationen und Störungen“, für die ausländische Organisationen verantwortlich seien. Diese würden „absichtlich“ gegen die Gesetze des Landes verstoßen, um die sozialen und religiösen Grundlagen der marokkanischen Gesellschaft anzugreifen und der „öffentlichen Moral“ zu schaden.
In Marokko kann Homosexualität mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. In der Vergangenheit wurden auch wiederholt ausländische Touristen, die in dem islamisch geprägten Land schwulen Sex hatten, verhaftet oder ausgewiesen.