Donnerstag, 28. März 2024
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Keine Homo-Ehen: Renitente Standesbeamtin ist neue Heldin der US-Konservativen

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Die Homo-Hasser in den USA haben eine neue Heldin: Sie heißt Kim Davis, ist Standesbeamtin im US-Bundesstaat Kentucky und wird von den Konservativen gefeiert, weil sie ihren Job nicht machen will. Aus „religiösen Gründen“ weigert sie sich nämlich, gleichgeschlechtlichen Paaren Ehelizenzen auszustellen. Dafür wurde sie jetzt sogar in Haft genommen.

Autorität von Gott persönlich

„Mein Glauben kann von mir nicht losgelöst werden“, sagte Kim Davis, Standesbeamtin im Bezirk Rowan in Kentucky, am Dienstag, als sie homosexuellen Paaren erneut die Trauung verweigerte. Gott persönlich habe ihr diese Autorität verliehen. „Ich bin gewillt, die Konsequenzen zu tragen, so wie ihr alle Konsequenzen tragen müsst, wenn die Zeit des jüngsten Gerichts kommt.“

Denn die weltliche Gerichtsbarkeit versteht bei Beamten, die ihren Dienst verweigern, nicht soviel Spaß: Bundesrichter David Bunning machte am Donnerstag nach Angaben der „New York Times“ deutlich, dass der Oberste Gerichtshof der USA die „vorsätzliche Missachtung“ seiner Anordnungen nicht billigen könne. „Wenn man Leuten die Möglichkeit gibt sich auszusuchen, welchen Anordnungen sie folgen, dann schafft das mögliche Probleme.“

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„Religiöse Überzeugung“ ist Missachtung des Gerichts

Wenig überraschend, dass Kim Davis am Montag mit ihrem Einspruch vor dem Supreme Court scheiterte. Nun ist sie in Beugehaft: Ein Bundesrichter hat sie am gestern durch US-Marshals festnehmen lassen. Er fand sie der Missachtung des Gerichts schuldig, da sie sich seinem Urteil widersetzt hatte und weiter widersetzen wollte. Nun ist sie in Beugehaft. Aus dieser werde die 49-Jährige erst entlassen, wenn sie zusage, sich an geltendes Recht bei der Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren zu halten.

Dabei wäre Kim Davis die Beugehaft erspart geblieben, wenn sie sich bereit erklärt hätte, dass ihre Stellvertreter gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehelizenzen ausstellen dürften. Fünf von sechs wären dazu auch bereit gewesen, nur Davis’ eigener Sohn nicht.

Lieber Gefängnis als pragmatische Lösung

Doch sie lehnte ab – und fühlt sich in ihrer Rolle als Märtyrer sichtlich wohl – zumal die rechtskonservativen Republikaner, die sich gegen die Öffnung der Ehe stellten, aber seit deren Öffnung durch das Höchstgericht eigentlich machtlos sind, auf die Seite von Davis stellen. Diese feiern die Standesbeamtin, auf Demonstrationen gegen die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern wird sie wie eine Heldin gefeiert.

So zum Beispiel von Bryan Fischer von der American Family Association, einer der einflussreichsten Lobbygruppen gegen LGBT-Rechte. Er vergleicht die Arbeitsverweigerung von Davis mit dem Widerstand gegen das Dritte Reich. Wenn es mehr Leute wie Davis in Auschwitz gegeben hätte, wären weniger Juden getötet worden, behauptet Fischer allen ernstes.

„Jagd auf Christen hat begonnen“

Und auch republikanische Präsidentschaftskandidaten nehmen den Ball gerne auf: Rand Paul, einer der beiden US-Senatoren für Kentucky und Bewerber für die republikanische Präsidentschaft, verteidigte Kim Davis: „Menschen, die ihren Standpunkt deutlich machen und das tun, was sie glauben, sind Teil des American Way“, sagte er in einer Radiosendung. Es sei absurd, jemand wegen seiner religiösen Freiheiten hinter Gittern zu bringen, so Paul weiter.

Sein Mitbewerber Mike Huckabee sprach sogar von „juristischer Tyrannei“: Es gebe nun keinen Zweifel mehr, dass Christen in den USA kriminalisiert werden, ist der Republikaner überzeugt: „Wir müssen die Religionsfreiheit verteidigen und dürfen uns der juristischen Tyrannei niemals beugen. Wer ist das nächste Opfer? Pastoren? Fotografen? Caterer? Floristen?“, so Huckabee. Damit bezog er sich auf Urteile, nach denen homefeindliche Geschäftsleute verurteilt wurden, weil sie gegen regionale Anti-Diskriminierungsbestimmungen verstoßen hatten.

Gemäßigte Republikaner auf Distanz

Doch die Haltung von Kim Davis sorgt auch innerhalb der Republikaner für Diskussionen: „Ich verstehe ihre Überzeugung, ich unterstütze auch die traditionelle Ehe. Aber sie hat einen Job akzeptiert, in dem sie alle Menschen vor dem Gesetz gleichbehandeln muss“, erklärte Lindsey Graham, ebenfalls republikanischer Präsidentschaftskandidat.

Auch Jeb Bush, einer der Favoriten im Kandidaten-Rennen, distanziert sich von den extremen Handlungen von Kim Davis. „Wir müssen einen Weg finden, dass sie nach ihrem Gewissen handeln kann, aber auch einen, der es schwulen Paaren ermöglicht wird, überall zu heiraten. Das ist schließlich jetzt Gesetz“, so Bush. „Ich verstehe nicht so richtig, warum das nicht möglich ist.“

Viermal verheiratet, zwei uneheliche Kinder

Wenn es um sie selbst geht, interpretiert Kim Davis die biblischen Regeln übrigens durchaus etwas liberaler: Sie ist bereits zum vierten Mal verheiratet und hat zwei Kinder unehelich zur Welt gebracht.

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